BERLIN. Der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, hat vor drastischen Umwälzungen im Sozialbereich gewarnt. Zahlreiche Hilfs- und Betreuungseinrichtungen stünden wegen gestiegener Energiekosten vor dem Aus, sagte er gegenüber dem RND. „Der sozialen Infrastruktur droht der Zusammenbruch.“
Aus rechtlichen Gründen dürfen gemeinnützige Institutionen kaum Rücklagen bilden, erläuterte Lilie. Die gestiegenen Strom- und Gaspreise seien für viele daher unbezahlbar. „Sie stehen mit dem Rücken zur Wand und können nicht noch Monate auf einen Energiepreisdeckel warten.“
Altenheime können nicht die Heizung runterdrehen
Derzeit berät die Bundesregierung eine „Gaspreisbremse“. Mit bis zu 200 Milliarden Euro sollen die Folgen der derzeitigen Energiekrise abgemildert werden. Die Präsidentin der Caritas, Eva Maria Welskop-Deffaa, die dem Gremium zur Ausgestaltung der Gaspreisbremse angehört, will dabei Sozialeinrichtungen bevorzugen.
„Da darf am Ende niemand im Regen stehen“, sagte Welskop-Deffaa der taz. „Erst recht nicht die Menschen, die in Einrichtungen der Altenhilfe, der Eingliederungshilfe oder der Kinder- und Jugendhilfe leben.“ Auch könne beispielsweise ein Altenheim nicht einfach die Heizung runterdrehen. „Nicht bei älteren Menschen, die ohnehin schneller frieren.“
„Sollten soziale Einrichtungen schließen müssen, leiden darunter die Schwächsten der Gesellschaft, die gerade jetzt jede Unterstützung brauchen“, betonte Lilie. Welskop-Deffaa will stattdessen im Krisenfall woanders sparen. „Dann wäre es vielleicht sinnvoller, man würde gezielt einige produzierende Unternehmen für den Winter vom Netz nehmen.“ (JF)