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10 Jahre Bibliothek des Konservatismus: Eine Bibliothek als Trutzburg

10 Jahre Bibliothek des Konservatismus: Eine Bibliothek als Trutzburg

10 Jahre Bibliothek des Konservatismus: Eine Bibliothek als Trutzburg

Die Bibliothek des Konservatismus wird zehn Jahre alt Konservative Köpfe aus ganz Europa zollen der Kultureinrichtung Respekt So auch der Rechtsphilosoph Andreas Kinneging, der Althistoriker Egon Flaig, BdK-Leiter Wolfgang Fenske, Historiker Karlheinz Weissmann und der Althistoriker David Engels (v.l.n.r.)
Die Bibliothek des Konservatismus wird zehn Jahre alt Konservative Köpfe aus ganz Europa zollen der Kultureinrichtung Respekt So auch der Rechtsphilosoph Andreas Kinneging, der Althistoriker Egon Flaig, BdK-Leiter Wolfgang Fenske, Historiker Karlheinz Weissmann und der Althistoriker David Engels (v.l.n.r.)
Konservative Köpfe aus ganz Europa zollen der BdK auf dem Podium ihren Respekt So auch der Rechtsphilosoph Andreas Kinneging, der Althistoriker Egon Flaig, Bibliotheksleiter Wolfgang Fenske, der Historiker Karlheinz Weissmann und der Althistoriker David Engels (v.l.n.r.) Foto: privat
10 Jahre Bibliothek des Konservatismus
 

Eine Bibliothek als Trutzburg

Was einst provisorisch in Räumen der JUNGEN FREIHEIT begann, zieht nun Besucher aus ganz Europa an – die Bibliothek des Konservatismus in Berlin wird 10 Jahre alt. Zum Festakt versammelt sich das andere Deutschland zwischen turmhohen Bücherregalen.
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Weihnachts-Abo, Weihnachtsbaum, Zeitungen

„Wir stehen am Ende von 2.000 Jahren Zivilisation – unsere Kultur stirbt.“ Die Mahnung des niederländischen Rechtsphilosophen Andreas Kinneging hallt warnend durch den Lesesaal der Bibliothek des Konservatismus (BdK). Dennoch herrscht eine ausgelassene Stimmung an diesem Herbsttag in Berlin. Wer aus dem Fenster blickt, sieht das bunte Herbstlaub auf den Straßen. Immer wieder brechen Sonnenstrahlen wie im Kontrast zur ernsten geistigen Lageanalyse durch die Wolkendecke und tränken die Szenerie in einen satten Goldton.

Die hoffnungsvolle Atmosphäre des Tages überwiegt Zweifel der versammelten Festgesellschaft wegen der politischen Großwetterlage. Gefeiert wird das 10jährige Bestehen der Bibliothek des Konservatismus im Herzen der Hauptstadt. Kassandrarufe wie die des Hochschullehrers aus dem niederländischen Leiden scheinen die Hochstimmung der wohl etwas mehr als 80 geladenen Gästen nicht zu trüben. Im illustren Publikum gesichtet werden der Bestsellerautor Thilo Sarrazin, die Verfassungsrechtler Dietrich Murswiek und Ulrich Vosgerau. Eine Stimmung des „heiteren Pessimismus“ à la Friedrich Nietzsche liegt in der Luft. Die jüngsten Wahlerfolge von Parteien der rechten Mitte in Schweden und Italien waren Gesprächsthema in den Pausen und auf einem Podium.

Dem schier unaufhaltsamen Verfall der europäischen Kultur mit zu begegnen, lautet die Devise dieses Geburtstags. „Wir müssen Traditionskompanien bilden“, unterstreicht der Historiker Karlheinz Weißmann in einem Redebeitrag, „und die manchmal sehr schwere Entscheidung treffen, was wir von unserer Kultur retten wollen“. Das sei nicht zuletzt auch der besondere Sinn der Bibliothek des Konservatismus, die im November 2012 ihre Tore für den Besucherverkehr öffnete. Dies wurde auf der Tagung mehrfach bekräftigt: Europaweit ist die BdK ein Unikum. Es gibt in keinem anderen europäischen Land eine vergleichbare Einrichtung, die derart umfassend den Kosmos konservativer Geistesgeschichte in über 35.000 katalogisierten Werken zugänglich macht.

Das andere Deutschland in einem Lesesaal

Nach dem Festvortrag von Andreas Kinneging sitzen neben diesem auf dem ersten Podium Karlheinz Weißmann sowie die Althistoriker Egon Flaig und David Engels, als Moderator Bibliotheks-Leiter Wolfgang Fenske. „Längst ist die Bibliothek zu einem Kristallisationspunkt des Konservatismus in Deutschland geworden“, freut sich Letzterer zuvor in seinem Grußwort an die Runde, in der tatsächlich so ziemlich alles sitzt, was im konservativen Deutschland Rang und Namen hat.

Der Leiter der BdK Wolfgang Fenske begrüßt die Gäste anläßlich des zehnten Geburtstags der BdK in Berlin
„Kristallisationspunkt des konservativen Diskurses“: BdK-Leiter Wolfgang Fenske bei seiner Jubiläumsrede Foto: privat

Nach 10 Jahren Publikumsverkehr biete die BdK nicht nur studienbegleitende Seminare, hochkarätige Abendveranstaltungen – in den kommenden Wochen etwa mit vieldiskutierten Schriftstellern wie Uwe Tellkamp und Michael Klonovsky -, Seminare für Studenten und eine eigene akademische Schriftenreihe an. Mit den beiden Podcasts „Katechon“ und „Forum“ sei sie mittlerweile auch im digitalen Raum angekommen und erreiche noch mehr junge Interessenten. „Kein Hort musealer Verklärung“, sondern „ein Ausgangspunkt für Debatte und Aktion“, solle die BdK sein, betont auch JF-Chefredakteur Dieter Stein als Vorsitzender des Stiftungsrates der die BdK tragenden gemeinnützigen „Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung“ (FKBF) in seiner Dankesrede.

Abenteuer Bibliothek

Dabei könne sich heute kaum noch jemand vorstellen, „unter welch abenteuerlichen Bedingungen die Gründung der Bibliothek damals vonstatten ging“. Die ursprüngliche Idee zur Bibliotheksgründung sei 2007 aus einem Gespräch zwischen Stein und dem FKBF-Gründer Caspar von Schrenck-Notzing ausgegangen  – „einem der wichtigsten konservativen Publizisten der deutschen Nachkriegszeit“, so Stein.

Hohe Bücherregale in der Bibliothek des Konservatismus in Berlin
Die BdK basiert auf der Privatbibliothek des bekannten konservativen Publizisten Schrenck-Notzing Foto: privat

Schrenck-Notzing habe sich damals gefragt, was in Zukunft aus seiner mehr als 15.000 Bände umfassenden privaten Forschungsbibliothek werden solle. Daraus entstand schließlich der Plan, die einmalige Sammlung für politische Bildungsarbeit im konservativen Milieu zu erhalten.

Doch zunächst wurden die Bücher ab 2009 behelfsmäßig in Räumlichkeiten der JUNGEN FREIHEIT zwischengelagert, denn weder das Personal noch eigene Räume schienen für die Bibliothek damals in Sicht. Für Stein waren es nicht zuletzt die mutige Entscheidungen von BdK-Leiter Wolfgang Fenske, sein Pfarramt für das Projekt aufzugeben, und sich ganz dem Aufbau der Bibliothek zu verschreiben.

Von Berlin in die Welt

Doch nicht nur die Bibliothek in der Fasanenstraße unweit des Bahnhof Zoo wurden anläßlich dieses Jubiläums besprochen. Neben einer eher philosophisch gehaltenen Diskussionsrunde wurde auch der aktuelle Stand konservativer Politik eingehend diskutiert. Der Journalist Marco Gallina etwa bezeichnete die Erfolge des Mitte-Rechts-Bündnisses in Italien als „Früchte“, die auf dem „Acker“ von Kultureinrichtungen ähnlich der BdK gewachsen seien. Für alle Beteiligten stellte sich jedoch die nachdenkliche Frage: War dieser Wahlsieg nur ein kleines Strohfeuer oder vielleicht sogar der Beginn eines Lauffeuers von rechts?

Kämpferische Grüße aus dem europäischen Ausland überbrachte auch der Herausgeber der in Budapest hergestellten Zeitschrift The European Conservative, Mario Fantini. Die Wähler in westlichen Ländern würden von konservativen Parteien keine Kompromißhaltung mehr sehen wollen, sondern stärkere Prinzipientreue, so Fantini. Mit den Worten des katholischen Schriftstellers Gilbert Chesterton erinnerte er daran: „Es werden noch Schwerter gekreuzt um den Satz zu verteidigen, das zwei und zwei vier ergeben.“

Plädoyer für konservative Ironie

Der ehemalige ungarische Botschafter in Deutschland und der Schweiz Gergely Pröhle gemahnte bei so viel Kampfeslust zur Vorsicht. Politik beruhe immer auch auf Kompromissen mit anderen Parteien. „Man muß sich daran gewöhnen, mit jemanden am gleichen Tisch zu sitzen, den man nicht unbedingt zum Bier einladen würde“, gab er zu Bedenken.

Der Politikwissenschaftler Werner Patzelt schließlich versuchte in seinem Wortbeitrag, derlei Widersprüche zwischen Fundamentalopposition und Annäherung an den Mainstream im rechten Lager durch Verweis auf die Notwendigkeit einer ironischen Weltsicht zu versöhnen. Konservative müßten die Katastrophen der Zeit mit einem Augenzwinkern begleiten, um nicht zu verzweifeln. Auch hier meldete sich der „heitere Pessimismus“ Nietzsches wieder, der auch im Herbst der europäischen Zivilisation noch auf Sieg spielt. Das die Feiernden im Anschluß an den Festakt noch bis in die späten Abendstunden fröhlich beisammensaßen, darf als Beleg dafür angesehen werden, daß die BdK in ihrer ersten Dekade zu einem Ort des lebendigen Austauschs zwischen Konservativen aus ganz Europa geworden ist – ein Grund für Zuversicht.

Kontakt: Internetpräsenz der Bibliothek des Konservatismus

Konservative Köpfe aus ganz Europa zollen der BdK auf dem Podium ihren Respekt So auch der Rechtsphilosoph Andreas Kinneging, der Althistoriker Egon Flaig, Bibliotheksleiter Wolfgang Fenske, der Historiker Karlheinz Weissmann und der Althistoriker David Engels (v.l.n.r.) Foto: privat
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