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Pleitewelle: Wie die Energiekrise Deutschlands Unternehmen zu schaffen macht

Pleitewelle: Wie die Energiekrise Deutschlands Unternehmen zu schaffen macht

Pleitewelle: Wie die Energiekrise Deutschlands Unternehmen zu schaffen macht

Läden schließen, Wegen steigender Energiepreise müssen immer mehr Unternehmen Insolvenz beantragen.
Läden schließen, Wegen steigender Energiepreise müssen immer mehr Unternehmen Insolvenz beantragen.
Wegen steigender Energiepreise müssen immer mehr Unternehmen Insolvenz beantragen Foto: picture alliance / CHROMORANGE | Christian Ohde
Pleitewelle
 

Wie die Energiekrise Deutschlands Unternehmen zu schaffen macht

Fast jeder kennt die Toilettenpapiermarke „Hakle feucht“, nun mußte der Düsseldorfer Hersteller Insolvenz anmelden. Während die Politik die Bürger entlasten will, geraten immer mehr Unternehmen durch explodierende Energiepreise in die Schieflage. Die JUNGE FREIHEIT zeigt fünf Beispiele angeschlagener Unternehmen.
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Sowohl namhafte Unternehmen, wie kürzlich der Toilettenpapier-Hersteller „Hakle“, als auch kleine, mittelständische Firmen bangen angesichts immer weiter steigender Energiepreise um ihre wirtschaftliche Existenz. So verwundert es kaum, daß immer mehr Betriebe Insolvenz, also Zahlungsunfähigkeit, beantragen müssen. Bis Mai dieses Jahres hatte das Statistische Bundesamt über 1.240 beantrage Unternehmensinsolvenzen gezählt, das waren über elf Prozent mehr als noch im Vorjahr.

Die JUNGE FREIHEIT hat sich die Wirtschaftslage deutscher Unternehmen genauer angeschaut und stieß dabei auf fünf innovative bis traditionsreiche Unternehmen, die wegen der Energiekrise kurz vor der Pleite stehen, bereits zahlungsunfähig sind oder Insolvenz beantragt haben.

„Hakle“, Unternehmen der Papierindustrie, Düsseldorf

Stark gestiegene Rohstoff-, Transport- und Energiekosten haben den traditionsreichen Hersteller von Toilettenpapier unlängst in ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung getrieben. Der Betrieb des seit 1928 bestehenden Unternehmens soll aber zunächst weitergeführt werden. „Wir sind zuversichtlich, daß diese Neuaufstellung in dieser herausfordernden Lage, in einer historischen Energiekrise, gelingt“, sagte Geschäftsführer Volker Jung jüngst der „Lebensmittel Zeitung“.

Das Düsseldorfer Unternehmen beschäftigt über 200 Mitarbeiter und erzielte 2020 einen Umsatz von etwa 80 Millionen Euro. Dem WDR zufolge sind Löhne und Gehälter der Belegschaft „durch die Bundesagentur für Arbeit bis einschließlich November gesichert“. Wie es danach weitergeht, sei momentan unklar.

„ArcelorMittal“, Stahlkonzern, Bremen

Der weltgrößte Stahlkonzern mit Sitz in London hatte Anfang September angekündigt, seine Anlagen und Hochöfen in Bremen und Hamburg stillzulegen und die Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken zu müssen. In Deutschland beschäftigt er etwa 8.500 Angestellte. Schon seit einigen Monaten werde Stahl „nicht mehr so stark“ am Markt nachgefragt, sagte Arbeitsdirektor Michael Hehemann am Bremer Stahlwerk gegenüber Lokalmedien. Gleichzeitig verwies er auf explodierende Energiepreise, die die Produktion von Stahl am Standort in Norddeutschland unrentabel machen würden.

„Seraplant“, Hersteller von Düngemittel, Haldensleben

Das Unternehmen in Sachsen-Anhalt mußte Ende August Involvenz anmelden. Erst im Sommer 2021 wurde die Produktion von Phosphatdüngemittel mit einem neuartigen, innovativen Verfahren aufgenommen. „Die rückstandfreie Herstellung von gebrauchsfertigem Dünger aus phosphathaltiger Klärschlammasche wurde vom Düngerspezialist ‘Seraplant‘ zur Marktreife gebracht“, berichtete damals ein Branchenblatt. Damit konnte die deutschlandweit erste Produktionsanlage für phosphathaltige Einzel- und Mehrnährstoffdünger aus recycelter Asche aus Klärschlamm ihren Betrieb aufnehmen. Doch dafür wird viel Gas verbraucht, die Produktion ist sehr energieintensiv. Daher sorgten nun die gestiegenen Energiepreise für das vorläufige Aus des Dünge-Herstellers, wie die Magdeburger Volksstimme jüngst meldete.

„Goldjunge“, Bäckerei, Langenzenn

Auch der Mittelstand bleibt nicht verschont. Ende August mußte die in Franken beheimatete Bäckereikette „Goldjunge“ mit 26 Filialen und 300 Mitarbeitern Insolvenz anmelden. Die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise haben Unternehmensgeschäftsführer Robin Schimpf zu diesem Schritt gezwungen, wie er kürzlich der WirtschaftsWoche sagte. „Derzeit müssen wir für Energie 100.000 Euro mehr bezahlen als im Herbst 2021.“

Vielen Bäckereien und weiteren mittelständischen Unternehmen drohen nun deutschlandweit ähnliche Schicksale. Laut Ökonomen arbeiten mehr als 50 Prozent aller Beschäftigten im Mittelstand, sie stellen damit das Herz der deutschen Volkswirtschaft dar. Breche dieses ein, drohe Deutschlands Wirtschaft einzustürzen.

„Uniper“, Energieversorger, Düsseldorf

Als größter deutscher Gasimporteur steht der Konzern seit Monaten in den Negativschlagzeilen. Er geriet in wirtschaftliche Schieflage, als russisches Gas knapper wurde und sich verteuerte, bei gleichbleibenden vertraglichen Lieferverpflichtungen. Da die Insolvenz drohte, stellte die Geschäftsleitung des Unternehmens beim Bund einen Antrag auf Stabilisierungsmaßnahmen. Mittlerweile sei selbst der neun Milliarden Euro schwere Kreditrahmen, den die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) dem Energieversorger zur Verfügung stellt, aufgebraucht. Der angeschlagene Konzern zehre die ihm zugesicherten Staatsmittel schrittweise auf, berichtete Anfang September die Nachrichtenagentur dpa.

Wegen steigender Energiepreise müssen immer mehr Unternehmen Insolvenz beantragen Foto: picture alliance / CHROMORANGE | Christian Ohde
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