BERLIN. Der Virologe Klaus Stöhr hat schwere Vorwürfe gegen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erhoben. Von einem Ressortchef erwarte er „mehr Bodenständigkeit, Verantwortungsbewußtsein, Strategie, langfristiges Denken und auch eine bessere Vorbereitung“, sagte der ehemalige Influenza-Impfplaner der Weltgesundheitsorganisation im Bild-Talkshow-Format „Die richtigen Fragen“.
Stöhr kritisierte überdies die jüngsten Äußerungen Lauterbachs, der eine Rückkehr zu den Corona-Maßnahmen fordere, wie eine Maskenpflicht von Oktober bis April. Der Sozialdemokrat diskreditiere mit seiner Panikmache auch sinnvoll Maßnahmen, an die sich dann niemand halte. „Man kompromittiert eine gute Maßnahme – Masken helfen ja auch – indem man schon wieder Feuer, Feuer ruft.“ Lauterbach sei „im Prinzip nicht zu steuern“.
Stöhr: Ein solcher Arzt sollte keine Approbation haben
Stöhr, der seit wenigen Tagen den ausgeschiedenen Virologen Christian Drosten im Sachverständigenausschuß zu den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung ersetzt, hält die derzeit gültige Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln für sinnlos und eher schädlich. Es sei nicht möglich, „sich vor dem Virus zu verstecken“. Wer Infektionen zeitlich nach hinten verschiebe, der verschleppe das Pandemie-Ende in den Herbst.
Stöhr, der derzeit einen Evaluierungsbericht zu den Covid19-Maßnahmen erstellt, beanstandete auch Lauterbachs Äußerung, die Covid19-Impfstoffe seien frei von Nebenwirkungen. „Ein Arzt, der so etwas sagt, sollte keine Approbation haben“, stellte er fest. „Jedes Medikament und auch jeder Impfstoff hat Nebenwirkungen.“ Der Gesundheitsminister hatte als zugelassener Arzt öffentlichkeitswirksam Corona-Impfungen verabreicht. (JF)