Bündnispolitik: Die Türkei als Achillesferse der Nato
Bündnispolitik: Die Türkei als Achillesferse der Nato
Bündnispolitik: Die Türkei als Achillesferse der Nato
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (l.) bei einem Truppenbesuch: Die Türkei ist ein wankelmütiger Nato-Partner geworden Foto: picture alliance / AA | Mahmut Serdar Alakus
Die Türkei wird angesichts des Ukraine-Krieges immer mehr zum unsicheren Kantonisten innerhalb der Nato. Das Land am Bosporus stößt seine Verbündeten im Nordatlantikpakt bisweilen vor den Kopf und zeigt mit seinen neo-imperialen Allüren, daß es sich immer weiter vom Westen entfernt. Ein Kommentar von Ferdinand Vogel.
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„.. Sammlung der türkischen Erde, hat kürzlich auch Vladimir Putin für Russland…“
Sammlung von irgendwelcher „Erde“ war zu allen Zeiten und überall die poetisch-lyrische Umschreibung des häßlichen Wortes „Imperialismus“.
Im Kalten Krieg standen zwei Imperien gegeneinander. Bis 1989. Dann konnte man, wenn man wollte, eine zeitlang glauben, das „Ende der Geschichte“ sei gekommen, der Imperialismus habe ausgedient.
Jetzt ist „kleiner aber heißer“ Krieg
Vor diesem Hintergrund finde ich den nachfolgenden Satz so richtig, daß ich ihn noch mal wiederhole:
„In Berlin, Paris und Brüssel sollte vielleicht die Erkenntnis reifen, daß die Souveränität des Kontinents lieber auf die eigene europäische Stärke gebaut werden sollte, statt sich allein auf die Integrität des Atlantikpakts zu berufen. “
Aktuell gilt, daß die
„Europäer selbst nur bedingt militärisch schlagfertig sind und vor allem auf die schnelle Hilfe des weit entfernten amerikanischen Hegemons bauen müssen.“
Putin wurde vom Westen geradezu animiert, die militärische Karte zu spielen. Und zwar durch die nie-wieder-Mentalität der westlichen Gesellschaften.
Rücksichtslose Ost-Erweiterung, aber gleichzeitig militärisch schwach …
Erdogan und Putin sind verwandte Charaktere, die sich in einer aus ihrer Sicht glorreichen Vergangenheit suhlen. Aber an dem osmanischen Machtgebilde war wenig Erhebendes, wenig, was in der Weltgeschichte Bestand hat. Was hat das Osmanische Reich denn der Welt an bleibenden Werten geschenkt? Was haben sich die Türken mit der Eroberung des christlichen Konstantinopel für einen Schatz angeeignet und was haben sie daraus gemacht? Jedes skandinavische Land hat mehr zu unserer modernen Welt beigetragen als das von den Osmanen zusammengeraubte Vielvölkerkonglomerat. Seit ihrer Unterwerfung strebten die fremden Völker denn auch wie später die russisch/sowjetisch beherrschten nach Unabhängigkeit. Alles, was die türkei heute ist, verdankt sie dem Westen. Entscheiden wir uns eindeutig für das verwandte Griechenland und überlassen wir den Sultan und den Zaren sich selbst. Aber erst nach Befreiung der Ukraine! Weit werden sie nicht kommen.
Das sind aber martialische Töne gegenüber unserem früheren Bündnispartner aus dem ersten Weltkrieg, lieber Fritz. Das osmanische Reich hatte zu seinen Glanzzeiten Weltgeltung, bedingt auch durch den starken Zustrom jüdischer Flüchtlinge aus Spanien, die die türkische Armee und Marine enorm modernisieren halfen und auch sonst zum wirtschaftlichen Gedeihen des damals starken Mannes am Bosporus beitrugen. Andere Länder, andere Sitten. Ein jedes Volk ist ein Gedanke Gottes und hat seinen Auftrag im weltgeschichtlichen Plan der göttlichen Vorsehung – auch das türkische.
So sehr ich den Islam auch als Bedrohung für unsere abendländische Kultur betrachte – vor einigen Übeln der westlichen Dekadenz (Gender etc.) wird er uns bewahren.
Die erwähnten Teile des Mittelmeeres, werden nicht von Griechenland oder Zypern beansprucht, sondern – mit offenen Kriegsdrohungen – von der Türkei.
Denn nach geltendem Recht, das die Türkei ständig missachtet, gehören sie Griechenland, Zypern und – was hier unerwähnt blieb – Libanon, Israel und Ägypten.
Die Russen haben in der Ukraine lediglich die Türken kopiert.
Griechenland und Zypern werden bald entscheiden müssen, ob sie Gebiete und Rechte an den übermächtigen Nachbarn abtreten oder Krieg mit ihm haben werden.
NATO und EU werden – wie gewohnt – als verlogene, scheinheilige, feige Pharisäer auftreten, deren Werte und Ideale nur Lippenbekenntnisse sind.
Die Türken wissen das.
Die Griechen auch.
Wenn der russisch-imperialistische Revanchismus auf West-Erweiterung macht, dann können auch die Türken Revanchismus. Das Osmanische Reich war ja viel größer als die Türkei.
Vielleicht werden sogar Jerusalem und Ramallah eines Tages Verbündete sein, gegen Istanbul (bzw.Ankara). Denn sowohl Jerusalem als auch Ramallah „gehörten“ mal den Osmanen.
Die USA brauchen die Türkei um den Russen den Zugang zum Mittelmeer u. damit zu den Weltmeeren verweigern zu können.
Die Türkei weiss um ihren Wert u. wird wie auf dem orientalischen Basar solange feilschen
bis ihr Deutschland im Auftrag der USA einen Riesenfleischknochen spendiert – erst dann wird der Aufnahme neuer Natomitglieder zugestimmt. Im übrigen schadet auch ein benehmen mit Russland der Türkei wirtschaftlich nicht.
Nicht nur von Deutschland ! Die Türkei holt halt für sich das maximum raus , weil sie in der Position sind Forderungen zu stellen .
Die Türkei missbraucht den Schutzschirm des Bündnisses, um ihre Regionalmachtausbreitung abzusichern. Ob sie die Stabilität des Bündnisses erhöht oder an ihr zehrt – z.B. weil sie skandinavische Staaten in ihre Regionalkonflikte reinzieht – meiner Einschätzung nach steht unter dem Strich bei der Türkei ein klares Minus. Auch die Erpressungsgelder die man für Flüchtlinge bezahlt hat waren anderen ein Ansporn das Modell zu kopieren.
Diese Fragen stellen sich ständig, aktuell auch in der EU. Soll man Pseudostaaten am Balkan die von clankriminellen Strukturen beherrscht werden und von Korruption und Misswirtschaft zerfressen sind aufnehmen und ihnen so ein Erpressungspotential in die Hand geben oder reicht die Stabilität der EU dafür nicht mehr aus? Wäre es bei wirtschaftlich derart heruntergewirtschafteten Staaten nicht einfacher sie als Pufferstaaten von außen zu beherrschen? Scholl-Latour hatte zum Thema „sich reinziehen lassen“ – sowohl am Orient wie am Balkan – eine ganz klare Meinung.
Aktuell scheinen die Österreicher und der Balkan beginnt in Wien hier leider die falsche Richtung vorzugeben.
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (l.) bei einem Truppenbesuch: Die Türkei ist ein wankelmütiger Nato-Partner geworden Foto: picture alliance / AA | Mahmut Serdar Alakus