BERLIN. Die abberufene Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Patricia Schlesinger, wurde fristlos entlassen und soll demnach keine Abfindung oder Ruhegeldzahlungen erhalten. Die amtierende Verwaltungsratsvorsitzende des RBB, Dorette König, hat dies nach einer Sitzung des Rats in Berlin mitgeteilt. Vor einer Woche war Schlesinger vom Rundfunkrat abberufen worden.
Zudem plädierte der RBB-Rat für die Ernennung eines Interims-Intendanten. Derzeit führt der laut dem Sender aktuell krankgeschriebene Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter die Geschäfte. Wegen der Aufarbeitung der Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen Schlesinger steht Brandstäter ebenfalls in der Kritik.
Schlesinger sieht sich seit Ende Juni durch Medienberichte zahlreichen Vorwürfen der Veruntreuung von Geldern und der Vetternwirtschaft ausgesetzt. Sie war seit Beginn dieses Jahres ARD-Vorsitzende und seit 2016 RBB-Intendantin. Inzwischen ist sie von beiden Ämtern zurückgetreten. Der ehemaligen Intendantin wird unter anderem vorgeworfen, Abendessen in ihrer Privatwohnung fehlerhaft als dienstliche Essen abgerechnet zu haben – auch das mit der Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik, die sich anschließend bestürzt zeigte und sich von Schlesinger distanzierte.
Ermittlungen gegen Schlesinger und Vertraute laufen
Im Zentrum des Skandals stehen neben der abberufenen Intendantin auch ihr Ehemann Gerhard Spörl und der inzwischen zurückgetretene RBB-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf. Beide wiesen die Vorwürfe zurück. Es geht unter anderem um umstrittene Beraterverträge für ein Bauprojekt des öffentlich-rechtlichen Senders und um Abstimmungen zwischen Wolf und Schlesinger über Gehalt und Boni. Auch Aufträge für den Ehemann und Ex-Spiegel -Journalisten Gerhard Spörl bei der Messe Berlin – wo Wolf bis vor Kurzem in Personalunion auch Chefaufseher war, sind möglicherweise justitiabel.
Gegen Schlesinger, ihren Ehemann Spörl und den ehemaligen Verwaltungsratschef Wolf ermittelt inzwischen die Generalstaatsanwaltschaft. Der Fall hatte deutschlandweit für Empörung gesorgt. Die Junge Freiheit hat eine Petition für die Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gestartet, die bisher fast 150.000 Menschen unterschrieben haben.
(st)