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Invasionspläne Rußlands seien „Nonsens“: Nach Äußerungen über Putin und die Ukraine: Marine-Chef Schönbach tritt ab

Invasionspläne Rußlands seien „Nonsens“: Nach Äußerungen über Putin und die Ukraine: Marine-Chef Schönbach tritt ab

Invasionspläne Rußlands seien „Nonsens“: Nach Äußerungen über Putin und die Ukraine: Marine-Chef Schönbach tritt ab

Vize-Admiral Kay-Achim Schönbach übernahm das Amt des Inspekteurs der Marine im März 2021
Vize-Admiral Kay-Achim Schönbach übernahm das Amt des Inspekteurs der Marine im März 2021
Vize-Admiral Kay-Achim Schönbach übernahm das Amt des Inspekteurs der Marine im März 2021 Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bernd Wüstneck
Invasionspläne Rußlands seien „Nonsens“
 

Nach Äußerungen über Putin und die Ukraine: Marine-Chef Schönbach tritt ab

Die Krim sei verloren und Rußlands Präsident Wladimir Putin wolle lediglich „Respekt auf Augenhöhe“ – mit Äußerungen wie diesen sorgt Marine-Vize-Admiral Kay-Achim Schönbach für massive Kritik. Auch sein Rücktritt ist der Ukraine aber nicht genug.
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BERLIN. Der Inspekteur der Deutschen Marine, Vize-Admiral Kay-Achim Schönbach, hat nach dem Bekanntwerden von Äußerungen zum Ukraine-Konflikt seinen Rücktritt erklärt. Der 56jährige habe am Samstag abend sein Amt zur Verfügung gestellt und gehe in den Ruhestand, berichten mehrere Medien übereinstimmend.

Über das Presse- und Informationszentrum der Marine verbreitete Schönbach demnach folgende Stellungnahme:

Ich habe soeben die Frau Bundesministerin der Verteidigung gebeten, mich von meinen Aufgaben und Pflichten als Inspekteur der Marine mit sofortiger Wirkung zu entbinden. Meine in Indien gemachten unbedachten Äußerungen zu Sicherheits- und Militärpolitik lasten zunehmend auf meinem Amt. Um weiteren Schaden von der Deutschen Marine, der Bundeswehr, vor allem aber der Bundesrepublik Deutschland zu nehmen, halte ich diesen Schritt für geboten. Frau Bundesministerin hat mein Gesuch angenommen. Der Befehlshaber der Flotte und Stellvertreter des Inspekteurs der Marine, Konteradmiral Kaack, führt bis zu einer Nachfolgeentscheidung die Deutsche Marine.

Schönbach hatte bei einem Besuch in Indien in einer Gesprächsrunde einer Denkfabrik gesagt, die Halbinsel Krim sei für die Ukraine verloren. Damit widersprach er der Position der deutschen Regierung und ihrer Verbündeten. Was der russische Präsident Wladimir Putin wolle, sei lediglich „Respekt auf Augenhöhe“ und wahrscheinlich verdiente er diesen auch. Und dieser Wunsch sei leicht zu erfüllen, ergänzte der Vize-Admiral.

Es sei überdies „Nonsens“, daß Rußland sich Teile der Ukraine einverleiben wolle. Die Ukraine könne nicht Nato-Mitglied werden, weil Donbaß besetzt sei. Auch Georgien solle nicht in das Bündnis aufgenommen werden, auch wenn es die Voraussetzungen erfülle.

Schönbach hofft auf christliches Rußland als Partner gegen China

Zudem bezeichnete sich Schönbach in dem Video als „sehr radikalen römisch-katholischen Christen“. Er glaube an Gott und bevorzuge es deshalb, auf das christliche Rußland als Partner gegen China zählen zu können. „Selbst wir, Indien, Deutschland, brauchen Rußland, weil wir Rußland gegen China brauchen.“ Auch wenn Putin Atheist sei, sei das egal. „Dieses große Land, auch wenn es keine Demokratie ist, auf unserer Seite als bilateralen Partner zu haben, … hält möglicherweise Rußland von China fern.“

„Verantwortliche sind sehr oft die in der zweiten Reihe“

Der Vize-Admiral machte in dem Gespräch in Indien auch Andeutungen, daß oftmals nicht gewählte Politiker entscheiden würden. „Die Leute, die wirklich verantwortlich sind in Deutschland, sind sehr oft nicht die gewählten Politiker, sondern die Leute, sehr oft, in der zweiten Reihe.“

Anschließend ruderte Schönbach auf Twitter zurück. „Unbedacht, fehleingeschätzt in der Situation, hätte ich das so nicht tun dürfen. Da gibt es nichts zu deuteln, das war ein klarer Fehler.“ Seine sicherheitspolitischen Äußerungen hätten seine „persönliche Meinung für diesen Moment vor Ort wieder“ gegeben und in keiner Weise der offiziellen Position der Bundeswehr.

Das ukrainische Außenministerium hatte wegen Schönbachs Aussagen die deutsche Botschafterin in der Ukraine, Anka Feldhusen, einbestellt. Außenminister Dmytro Kuleba kritisierte laut Bild-Zeitung, die Äußerungen liefen Deutschlands Unterstützung für die Ukraine und den diplomatischen Bemühungen entgegen.

Ukraine bezeichnet Rücktritt als unzureichend

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, bezeichnete den Rücktritt Schönbachs als unzureichend. „Wir begrüßen zwar, daß Herr Schönbach seinen Rücktritt angeboten hat“, sagte Melnyk der Welt. Der Fall hinterlasse aber „einen Scherbenhaufen“ und stelle die internationale Glaubwürdigkeit und Verläßlichkeit Deutschlands „massiv in Frage“.

Schönbachs Aussagen hätten „die gesamte ukrainische Öffentlichkeit in tiefen Schock versetzt“. Die Ukrainer fühlten sich „bei dieser herablassenden Attitüde unbewusst auch an die Schrecken der Nazi-Besatzung erinnert, als die Ukrainer als Untermenschen behandelt wurden“. Die Ukraine befürchtet seit Wochen eine russische Invasion. Deutschland lehnte es im Gegensatz zu anderen Ländern bislang ab, Defensivwaffen nach Kiew zu liefern.

Der Bild-Zeitung zufolge wird Konteradmiral Jan Christian Kaack Schönbachs Posten vorläufig übernehmen. Kaack war bislang dessen Stellvertreter. Eine endgültige Entscheidung stehe noch aus. (ls)

Vize-Admiral Kay-Achim Schönbach übernahm das Amt des Inspekteurs der Marine im März 2021 Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bernd Wüstneck
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