BERLIN. Was passiert, wenn der Strom in Deutschland längere Zeit ausfällt? Ausschreitungen, Plünderungen und Anti-Regierungs-Demonstrationen sind nicht ausgeschlossen. Auf die Folgen eines Blackouts will die Bundespolizei mit der GSG 9 vorbereitet sein. Die zuständige und eigens für solche Ausnahmesituationen gegründete Direktion 11 hat nun Einblicke gegeben, wie sie sich rüstet.
Dabei geht man nicht von Stromausfällen aufgrund der deutschen Energiewende und -politik aus, sondern wegen Cyberangriffen auf die Elektrizitätsversorgung. Was auch immer die Ursache sein wird: Die Folgen werden in jedem Fall katastrophal sein.
Daher wappnen sich alle Spezialkräfte der Bundespolizei für die drohende Lage. „Wir haben unsere Durchhaltefähigkeit erhöht“, sagte der Präsident der Bundespolizeidirektion 11, Olaf Lindner der dpa. Es gehe zum Beispiel darum, „bei einem etwaigen Cyberangriff auf die Stromversorgung in Berlin möglichst lange handlungsfähig zu bleiben“.
Der Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro, ergänzt, es gehe nicht nur darum, daß Infrastrukturen ausfallen könnten, sondern auch um die Verhinderung von Plünderungen. Außerdem sei es Aufgabe der Sicherheitsbehörden, die innere Sicherheit zu gewährleisten. Daher sei es „löblich“, sagte er „Welt-TV“, daß dafür Konzepte erarbeitet werden. Es gebe jetzt schon „Unruhen“ in der Bevölkerung. Im Falle eines Blackouts könne es sein, daß Menschen auf die Straßen gehen, „die zu gewalttätigen Aktionen bereit sind“. An sich seien Demonstrationen in einem Rechtsstaat „nicht Schlimmes“. Aber die Stimmung könne auch kippen. Darauf müsse sich die Polizei vorbereiten.
Wegen Blackout: Benzinvorräte vergrößert
Denn wenn der Strom ausfalle, funktioniere beispielsweise auch die Zapfsäule an der Tankstelle nicht mehr. „Wir haben unsere Reserven noch mal massiv erhöht“, betonte Lindner. Für die gesamte Bundespolizei gebe es einen „Mindeststandard in Sachen Durchhaltefähigkeit“.
Die vor fünf Jahren gegründete Direktion 11 vereinigt die GSG 9 sowie alle anderen Spezialkräfte der Bundespolizei. Sie sitzt an insgesamt 40 Standorten und soll sich nicht nur um die Sicherheit der Politiker und Diplomaten kümmern. Sie ist auch für den Schutz von Bahnanlagen zuständig. Diese sind zuletzt immer wieder Anschlagsziele linksradikaler Täter und von Klimaschutzgruppen geworden.
Die Spezialkräfte können diese kritische Infrastruktur mit Überwachungsflügen sowie mit einem Entschärfungsdienst schützen. Fällt der Strom flächendeckend aus, dürfte jedoch auch die Bahn nicht mehr fahren.
Auch der Schutz von Anlagen auf hoher See im Falle eines Blackouts gehört zu den Aufgaben der Direktion 11, sagte Lindner, der früher Kommandeur der GSG 9 war. Bereits seit vielen Jahren, so betont er, „haben wir Szenarien durchgespielt wie Angriffe auf Gas-Plattformen in der Ostsee“. (fh)