BERLIN. SPD-Chefin Saskia Esken hat auf eine allgemeine Impfpflicht für Erwachsene gepocht. „Die Impfkampagne läuft nur noch schleppend, und auch der Totimpfstoff Novavax hat keine Trendwende erbracht“, sagte die Sozialdemokratin der Nachrichtenagentur dpa.
Die Impfquote müsse deutlich steigen. Ansonsten könne es im Herbst wieder zu Einschränkungen in Handel, Gastronomie, Dienstleistungsbranche und Kulturbetrieben kommen. Ebenso drohten der Unterricht an Schulen sowie die Wirtschaft aufgrund massenhafter Quarantäne und Erkrankungen erheblich beeinträchtigt zu werden, warnte Esken weiter.
Esken fordert Überarbeitung von Infektionsschutzgesetz
Die nötige Immunisierungsquote lasse sich ihrer Einschätzung nach nur noch mit einer Impfpflicht erreichen. Zudem müsse das Infektionsschutzgesetz überarbeitet und um einen „Basisschutz“ ergänzt werden. „Dazu gehören Maske und 3G im öffentlichen Fern- und Nahverkehr ebenso wie die Maske im Einzelhandel. Die Länder müssen auf lokale Infektionsgeschehen mit weitergehenden Maßnahmen reagieren können.“
Zustimmung erhielt sie dafür vom Grünen-Bundestagsabgeordneten Janosch Dahmen. „Ich werbe sehr dafür, den Gesetzentwurf zur Reform des Infektionsschutzgesetzes noch einmal anzupassen und die Maskenpflicht in Innenräumen als Basisschutzmaßnahme beizubehalten“, sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
Lauterbach: Deutschland muß wegen Ungeimpften Sonderweg gehen
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnte unterdessen vor zu schnellen Lockerungen. Im Gegensatz zu Ländern wie England, Spanien oder Italien könne sich Deutschland nicht leisten, was dort schon an Freiheiten möglich sei, weil die Impfquote hierzulande deutlich niedriger sei, sagte er am Montag dem Münchner Merkur. „Wir müssen einen Sonderweg mit sehr langen Beschränkungen gehen, weil eine Untergruppe in der Bevölkerung sich weigert, sich impfen zu lassen.“
Unterdessen regt sich Widerstand gegen die Impfpflicht für medizinisches Fachpersonal, die am Mittwoch in Kraft tritt. Besonders Zahnärzte fürchten einen Weggang von Mitarbeitern. (zit)