WIESBADEN. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte sind im vergangenen Monat so stark gestiegen wie noch nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. Im Januar 2022 fielen die Preise 25 Prozent höher aus als im Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mit. Dies sei der höchste gemessene Anstieg seit Beginn der Erhebungen 1949.
Hauptverantwortlich für die Teuerungen seien weiterhin die Energiepreise. Sie waren im Januar im Durchschnitt um fast 67 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Am stärksten gestiegen ist den Angaben zufolge der Preis für Erdgas (plus 119 Prozent). Auch die Strompreise zogen mit 66,7 Prozent deutlich an. Die Heizölkosten kletterten um 55,6 Prozent nach oben, die Kraftstoffpreise um 28,1 Prozent. Die stark gestiegenen Energiekosten sorgten in den vergangenen Monaten immer wieder für politische Diskussionen.
Auch die Vorleistungsgüter, zu denen Metalle, Holz, chemische Grundstoffe, Papier oder Gummi- und Kunststoffwaren sowie elektronische Bauelemente zählen, wurden deutlich teurer. Sie stiegen im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um mehr als 20 Prozent. Den höchsten Einfluß auf die Teuerung hatten Metalle mit einem Plus von 36,9 Prozent, erklärte das Statistikamt. Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr auch bei Sekundärrohstoffen aus Papier und Pappe (plus 72,7 Prozent), Düngemitteln und Stickstoffverbindungen (plus 67,4 Prozent) sowie Verpackungsmitteln aus Holz (plus 65,7 Prozent).
Experten rechnen mit Inflation von fast vier Prozent
Finanzexperten gehen unterdessen nicht davon aus, daß es in diesem Jahr zu einer Entspannung an der Preisfront kommen wird. Im Schnitt rechnen die Ökonomen mit einer Jahresinflation von 3,8 Prozent aus, wie eine Befragung des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW ergab, über das die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Haupttreiber sind aus ihrer Sicht die Energiepreise, knappe Rohstoffe und internationale Versorgungsengpässe.
Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Währungsraum der 19 Euro-Länder eine langfristige jährliche Teuerungsrate von zwei Prozent an. Trotz Kritik vieler Ökonomen und Politiker hält die EZB bislang an ihrer Niedrigzinspolitik fest. In den USA kündigte die Zentralbank vor kurzem an, noch in diesem Jahr die Zinsen in mehreren Schritten zu erhöhen. (ls)