MAINZ. Der ZDF-Moderator Jan Böhmermann hat die deutschen Apotheken aufgefordert, sich ein neues Logo zuzulegen. In seinem Podcast „Fest & flauschig“ bezeichnete der 41jährige das bisherige rote Fraktur-A als „Nazizeichen“. Es müsse weg, „weil die Nazis dahinter stecken“. Doch damit offenbarte er historische Unkenntnis.
Im Urlaub sei ihm aufgefallen, so Böhmermann, daß fast überall in Europa das grüne Kreuz als Apothekenzeichen vorherrsche. Dann habe er herausgefunden, daß die Schriftart des deutschen Apotheken-Logos „Fraktur“ zur Nazizeit etabliert wurde: „Dieses Logo, was wir heute haben, wurde im Grunde genommen fast genauso im Jahr 1936 eingeführt.“ Böhmermann dozierte, es sei „immer noch ein Nazizeichen, was da dranhängt an deutschen Apotheken“.
Nazis haben Frakturschrift verboten
Hintergrund: Bei einem von den Apotheken ausgerufenen Wettbewerb hatte 1936 ein dem aktuellen Symbol sehr ähnliches Logo gewonnen. Damals befand sich zunächst ein weißes Kreuz und dann die Lebensrune im gotischren A. Heute ist dort eine sich um einen Kelch windende Schlange zu sehen. Böhmermanns erster Denkfehler besteht darin, daß nicht alles, was zwischen 1933 und 1945 entstand, auch ein Nazi-Symbol sein muß.
Zum anderen weiß Böhmermann offenbar nicht, daß die Nazis die Frakturschrift 1941 „im Auftrage des Führers“ als „undeutsch“ verboten hatten. Begründet hatte die Reichskanzlei diesen Beschluß damit, daß sie die Herkunft der Schriftart auf sogenannte „Schwabacher Judenlettern“ zurückführte. Doch damit lagen die Nationalsozialisten historisch genauso falsch wie Böhmermann heute.
Der ZDF-Mann hat allerdings noch ein zweites Argument gegen das traditionsreiche Logo: „Es sieht auch echt scheiße aus.“ Er fordert die Apotheken auf, sich davon zu trennen. (fh)