BERLIN. Der Deutsche Beamtenbund (DBB) hat Pläne der FDP kritisiert, Englisch als zweite Amtssprache in Deutschland einzuführen. „Wenn es um Verordnungen und Gesetze geht, gilt hierzulande schon aus Gründen der Rechtssicherheit die Amtssprache, und die ist Deutsch“, sagte eine Sprecherin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Zudem seien die notwendigen Fremdsprachenkenntnisse je nach Fachrichtung und Region sehr verschieden. Es bestehe die Gefahr, daß ein erhebliches Mehr an bürokratischem Aufwand geschaffen werde, warnte der Beamtenbund und verwies darauf, daß der öffentliche Dienst bereits seit Jahren auf interkulturelle Kompetenz und – je nach Bedarf – auch auf Mehrsprachigkeit setze.
Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund zeigte sich skeptisch: Zwar begrüße er grundsätzlich den Vorstoß, Deutschland attraktiver für Zuwanderer zu machen, jedoch sei „zusätzliche Bürokratie“ kontraproduktiv. Die flächendeckende Umsetzung des Vorhabens könne mehrere Jahre dauern und würde dem Ziel einer Willkommenskultur nicht näherkommen, urteilte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg.
FDP will „Regeln zur Einwanderung attraktiver machen“
Unterstützung für die Pläne kam hingegen von der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan. „Wir machen Deutschland zu einem modernen Einwanderungsland. Es ist eine Freude, daß die Regierungskoalition mit vereinten Kräften an einem Strang zieht“, sagte sie dem RND. Sprache sei der Schlüssel zu gelungener Integration. „Wir werden mehr Einwanderung von Fach- und Arbeitskräften ermöglichen, mitgebrachte Bildungsabschlüsse besser anerkennen und die Wege zur Einbürgerung ebnen.“ Für diesen Herbst stehe die Fachkräftestrategie „in den Startlöchern.“
Die FDP begründete den Vorstoß mit dem Fachkräftemangel. Die Forderung nach Englisch als zweiter Amtssprache zielt darauf ab, Ausländern die Behördengänge zu vereinfachen. Der Vorschlag ist ein Punkt des am vergangenen Montag von den Liberalen vorgestellten Zehn-Punkte-Plans für ein reformiertes Einwanderungsrecht. Unter anderem will die Partei Hürden bei der Anerkennung von Berufs- und Bildungsabschlüssen abbauen und dabei auch nicht-akademische Berufe berücksichtigen. Des Weiteren soll die Visavergabe digitalisiert werden, Einwanderung nach Deutschland aktiv in anderen Ländern beworben werden, sowie ein „Spurwechsel“ aus dem Asylverfahren in reguläre Arbeitseinwanderung vereinfacht werden.
Wir spüren den Fachkräftebedarf schon jetzt jeden Tag – und das ist erst der Anfang. Heißt: Wir müssen die Regeln zur Einwanderung im globalen Wettbewerb um Talente rasch besser machen. Die Innenministerin muss das Gesetz für Punktesystem & bessere Blue Card dieses Jahr vorlegen! pic.twitter.com/VIGrgHE8aq
— Johannes Vogel (@johannesvogel) July 2, 2022
Deutschland benötige aufgrund des eklatanten Fachkräftemangels rund 400.000 Zuwanderer im Jahr. „Bei uns wird der Mangel in den kommenden Jahren immer größer werden, weil wir eine alternde Gesellschaft sind, viele Menschen gehen verdient in Rente“, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP, Johannes Vogel, dem ZDF-Morgenmagazin. „Wir müssen neben attraktiven Arbeitsbedingungen auch die Regeln zur Einwanderung attraktiver machen.“ (st)