BERLIN. Im Kampf um die Kanzlerkandidatur hat der CSU-Vorsitzende Markus Söder die Union vor einer herben Niederlage bei der Bundestagswahl im Herbst gewarnt. „Es geht um die entscheidende zentrale, personelle Weichenstellung für unser Land“, sagte Söder dem Bayerischen Rundfunk am Montag abend. Deswegen müsse man klug überlegen und nicht vorschnell entscheiden.
Die Union habe die schlechtesten Umfragezahlen seit 1998, außerdem mache sich eine aufkeimende Wechselstimmung breit, gab Söder zu bedenken. Es sei nur sinnvoll, zu kandidieren, wenn man eine breite Unterstützung innerhalb der CDU habe. Hier sei nicht nur das Gremium des Parteipräsidiums wichtig, sondern auch die Meinung der Bezirks- und Landesverbände.
Verweis auf Umfragen
Söder verwies zudem auf Umfragen zu möglichen Kanzlerkandidaten der Union, in denen er klar vor CDU-Chef Armin Laschet liegt. „Natürlich sind Umfragen nicht alles, aber wenn sie über Monate hinweg eine klare Tendenz aufweisen, dann kann man doch als Parteien und politische Kraft das nicht einfach ignorieren.“
Damit stellte er die Entscheidung des CDU-Präsidiums vom Montag, Laschet als Kanzlerkandidaten zu favorisieren, zur Disposition. Laut Söder sei es keine Krise, wenn Laschet nicht zum Zuge käme. „Die Krise wäre, die Wahl haushoch zu verlieren.“
Gegenüber der Bild warnte Söder, er befürchte am Ende „über Jahre“ eine neue Tektonik der politischen Landschaft in Deutschland. Zudem warnte er, es gehe für die Abgeordneten um den „Gewinn oder Verlust des Wahlkreises“. Laut Umfragen seien früher sichere schwarze Wahlkreise „jetzt grün im Süden, rot im Westen und blau im Osten“.
Bayerns JU-Chef warnt vor Weg in die Bedeutungslosigkeit
Laschet und Söder wollen am Dienstag bei der Sitzung der Unionsfraktion um Zustimmung für ihre jeweilige Kandidatur werben.
Der Vorsitzende der Jungen Union Bayern, Christian Doleschal, befürchtet unterdessen den Absturz der Union in die Bedeutungslosigkeit sollte Laschet Kanzlerkandidat werden. „Am Ende geht es darum, ob wir uns als Union selbst in die Bedeutungslosigkeit führen,“ sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Der Auswahlprozeß zwischen Laschet und Söder müsse klug gestaltet werden.
Die Unterstützung der CDU-Spitzengremien für die Kandidatur Laschets bewertete er als wenig überzeugend, da sie im Widerspruch zur in den Umfragen breiten Unterstützung für eine Kanzlerkandidatur Söders stehe. (hl)