BERLIN. Olaf Scholz würde seinen Amtseid als Bundeskanzler nicht mit dem Zusatz „So wahr mir Gott helfe“ ablegen. Das habe er noch nie getan, sagte der Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat der Bild.
Damit wäre Olaf Scholz im Fall seines Wahlsieges der zweite Bundeskanzler, der seinen Amtseid ohne den sogenannten Gotteszusatz ablegt. Gerhard Schröder hatte bei seinem Amtsantritt auch auf die Formel verzichtet.
Die Tradition des Amtseids findet sich schon in der Verfassung der Paulskirche wieder. Auch in der Weimarer Republik mußte der Reichskanzler einen Amtseid ablegen. In der Bundesrepublik kann der Eid auch ohne den Gotteszusatz geleistet werden. Scholz wurde getauft und konfirmiert, trat später aber aus der evangelischen Kirche aus. Damit wäre er im Fall seiner Wahl der erste konfessionslose Bundeskanzler.
Trotzdem kein kirchenferner Politiker
Scholz sieht sich trotzdem nicht als kirchenfernen Politiker. In einem vergangene Woche veröffentlichten Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur sagte der 53jährige: „Die Kirche hat mir ein Wertegerüst mitgegeben, das mir wichtig ist und nach dem ich auch meine Entscheidungen ausrichte.“
Immer wieder bemühen sich Initiativen darum, den Gottesbezug in staatlichen Institutionen zu verankern. In Schleswig-Holstein etwa scheiterte 2016 eine Parlamentsabstimmung über die Aufnahme des Gottesbezugs in die Landesverfassung an einer einzigen fehlenden Abgeordnetenstimme. Auch im hessischen Parlament kam 2017 keine Mehrheit für den Gotteszusatz in der Verfassung zustande. (fw)