BERLIN. Der verteidigungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, Rüdiger Lucassen, hat dem Reservistenverband vorgeworfen, ein Zerrbild männlicher Soldaten zu verbreiten. Um Frauen in den Streitkräften im bestmöglichsten Licht erscheinen zu lassen, würde der Ruf ihrer männlichen Kameraden bewußt negativ dargestellt, kritisierte Lucassen gegenüber der JUNGEN FREIHEIT.
Anlaß ist die aktuelle Ausgabe der Verbandszeitschrift Loyal, die sich dem 20. Jahrestag der Öffnung aller Teilstreitkräfte der Bundeswehr für Frauen widmet. Auf einer Seite mit Grafiken über den Anteil von Frauen beim Heer, in der Luftwaffe, der Marine oder im Sanitätsdienst oder ihre Verteilung auf die einzelnen Dienstgradgruppen findet sich auch eine Auflistung über die angeblichen „Hauptgründe für den Austritt aus der Bundeswehr“.
Männer als leistungsschwach und disziplinlos
Bei Frauen wird dort angeführt: „persönlich Gründe, Ruhestand, alternatives Stellenangebot, Ablauf der Dienstzeit“. Bei Männern hingegen lautet die Rangfolge: „Entlassung aufgrund schlechter Leistung, Disziplinarverstöße, Ruhestand“. Als Quelle nennt die Loyal: „Nato, Summary of the National ‘Gender Perspectives’ Reports 2018“.
Ein Blick auf die angegeben Studie zeigt jedoch, daß in dem Untersuchungszeitraum 16.000 Männer und nur 2.330 Frauen die Bundeswehr verließen. Der Männeranteil lag somit bei 87.3 Prozent, was in etwa auch dem allgemeinen Geschlechterverhältnis in der Bundeswehr entspricht.
Zudem verschweigt die Loyal, daß Frauen in der Bundeswehr durchschnittlich über einen höheren Bildungsabschluß verfügen als ihre männlichen Kameraden, überdurchschnittlich häufiger höheren Dienstgradgruppen angehören, im Schnitt kürzere Stehzeiten bis zur nächsten Beförderung haben und nur selten Freiwillig Wehrdienstleistende sind. Zudem ist ihr Anteil in den Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe und Marine unterdurchschnittlich. Dafür sind sie im Sanitätswesen (35 Prozent aller Soldatinnen dienen hier) klar überrepräsentiert.
Lucassen: „Der Soldatenberuf ist per se ein Männerberuf“
Bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr dagegen ist der Frauenanteil deutlich geringer. Unter den Gefallenen liegt er sogar bei null. All diese Fakten dürften nicht außer Acht gelassen werden, kritisiert Lucassen, der 34 Jahre in der Bundeswehr diente, zuletzt als Oberst im Generalstabsdienst, und weist die Darstellung der Loyal daher entscheiden zurück.
„Das Bild, was dort gezeichnet wird, ist eine bodenlose Diffamierung. 87,5 Prozent der Soldaten sind Männer. Der Soldatenberuf ist per se ein Männerberuf. Männer tragen die Bundeswehr“, betonte der AfD-Abgeordnete gegenüber der JF. „Ihnen einen pauschalen Hang zu Disziplinlosigkeit und schlechter Leistung zu unterstellen, kann ich nur als weiteren Schritt einer feministischen Agenda werten.“ (krk)