WIESBADEN. Die deutschen Jugendämter haben 2020 einen Höchststand an Kindeswohlgefährdungen verzeichnet. Mit fast 60.000 Heranwachsenden, deren Wohl in Gefahr war, liege die Zahl so hoch wie noch nie seit dem Beginn der Aufzeichnungen 2012, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.
Insgesamt hätten die Jugendämter im vergangenen Jahr rund 194.500 entsprechende Verdachtsmeldungen geprüft, etwa 5.000 mehr als im Vorjahr. Davon habe sich jeder dritte Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung bestätigt. Jedes zweite betroffene Kind sei der Behörde zufolge jünger als acht Jahre, jedes dritte jünger als fünf Jahre.
Besonders die Zahl psychischer Mißhandlungen sei mit einem Zuwachs von 17 Prozent stark gestiegen. Darunter fallen unter anderem Demütigungen, Einschüchterungen, Isolierung und emotionale Kälte. Zahlreiche Jugendlichen hätten darüber hinaus Spuren von Vernachlässigung aufgewiesen. Bei rund einem Viertel der Kinder habe es zudem Hinweise auf körperliche Mißhandlung gegeben, bei weiteren fünf Prozent Anzeichen sexuellen Mißbrauchs.
Corona-Lockdowns könnten Grund für Zunahme sein
Grund für die Zunahme der Kindeswohlgefährdungen könnten unter anderem die Corona-Lockdowns sein, verdeutlichte die Behörde. Durch die Schulschließungen und die Kontaktbeschränkungen seien Familien stärker belastet gewesen.
Die meisten gefährdeten Kinder wuchsen laut dem Bericht mit 43 Prozent am häufigsten bei einem alleinerziehenden Elternteil auf und standen in der Vergangenheit schon einmal im Kontakt mit der Kinder- und Jugendhilfe. (zit)