DÜSSELDORF. In der Diskussion um die mangelnde Impfbereitschaft von Migranten hat sich Nordrhein-Westfalens Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (CDU) für eine gezielte Aufklärungskampagne ausgesprochen.
Diese solle unter anderem mehrsprachige Informationen beinhalten. Außerdem plädiert sie laut RTL für öffentlichkeitswirksame Impfaktionen durch Vorbilder, die sich selbst impfen ließen. So könne eine notwendige Wende erzielt werden, sagte die CDU-Politiker.
Verschiedene „Mythen und Legenden“ führten dazu, daß bestimmte Migrantengruppen die Impfungen ablehnten. Viele Asylbewerber glaubten etwa, daß Geimpfte leichter abgeschoben werden. Junge Frauen fürchten angeblich, daß bestimmte Impfstoffe die Fruchtbarkeit beeinflussen, erläuterte Güler.
Güler: Keine Frage der Herkunft, sondern eine soziale
Dabei müsse gerade in von Migranten bewohnten Stadtteilen mit hohen Infektionszahlen verstärkt geimpft werden. Die hohen Zahlen seien weniger eine Frage der Herkunft, sondern eine soziale. Dies beträfe viele Migranten, die in sozial prekären Verhältnissen lebten. „Daß man in diese Sozialräume geht und sagt, hier müssen wir stärker impfen, ist ein richtiger Ansatz.“
Ein weiterer Grund für die hohen Infektionszahlen bei Migranten sei nach Angaben Gülers die Tatsache, daß diese häufig einer Arbeit nachgingen, bei der Homeoffice nicht möglich sei, etwa Reinigungs- und Pflegeberufe. Außerdem nutzten sie häufiger öffentliche Verkehrsmittel und lebten in beengten Wohnverhältnissen.
Daß es unter Migranten besonders viele Corona-Fälle gibt, hatte erstmals der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, Anfang des Jahres bekannt gemacht. Auch der Präsident des Verbandes Pneumologischer Kliniken, Thomas Voshaar, meldete sich hierzu mehrfach zu Wort. Am Dienstag bemängelte er in der Welt, man könne die von der Pandemie besonders stark betroffene Bevölkerungsgruppe nicht schützen, wenn man nicht den Fokus auf sie richte.
Warnung vor falscher politischer Korrektheit
„Hier bei uns beträgt der Anteil derzeit etwa 30 Prozent, Kollegen anderer Krankenhäuser, mit denen ich im ständigen Austausch bin, berichten von einem Migrantenanteil von 30 bis 60 Prozent. Der Leiter zweier Kliniken spricht von einem Anteil von jeweils 45 Prozent, ein anderer Kollege meldet gar, daß alle, die intensivmedizinisch auf seiner Intensivstation betreut werden, einen Migrationshintergrund haben.“
Das nicht anzusprechen, sei Rassismus, so den Betroffenen nicht geholfen werden könne, gab Voshaar, der in Moers auch Chefarzt einer der größten Lungenkliniken Deutschlands ist, zu bedenken. „Wegschauen, weil man politisch korrekt sein will, kostet Menschenleben.“
Auch die CDU-Landrätin des Kreises Bad Kreuznach, Bettina Dickes, bestätigte ähnliche Erfahrungen. „In den beiden größeren Orten hier im Landkreis, Bad Kreuznach und Kirn, ist die Quote der mit Corona Infizierten unter den Menschen mit Migrationshintergrund überproportional groß. Zwei Drittel bis drei Viertel der Infizierten dort haben einen Migrationshintergrund“, schilderte sie der Welt.
Diese Aussagen seien zwar nicht populär. Aber die Häufung von Corona-Fällen bei bestimmten Bevölkerungsgruppen müsse angesprochen werden, um etwas dagegen tun zu können. (hl)