MÜNCHEN. Die Stadt München hat wegen der anhaltend hohen Corona-Infektionszahlen eine Maskenpflicht auf bestimmten öffentlichen Plätzen und Straßen in der Innenstadt beschlossen. Dazu zählen auch der Marienplatz, der Viktualienmarkt und die Fußgängerzone, teilte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Montag nach einer Sitzung des Krisenstabs mit. Diskutiert worden war demnach auch eine generelle Maskenpflicht, diese werde es zunächst jedoch nicht geben.
Den neuen Regeln zufolge dürfen nur noch maximal fünf Personen oder zwei Haushalte sich privat oder in der Öffentlichkeit treffen. Dazu zählen auch Gastronomiebetriebe. Die Gästezahl für private Feiern wie Hochzeiten wurde auf 50 Personen im Freien und 25 im Inneren beschränkt. Die Regeln sollen voraussichtlich ab Donnerstag für sieben Tage gelten.
Die verschärften Maßnahmen waren aus Sicht der Stadt nötig geworden, weil die Corona-Werte am Sonntag 55,6 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner in einer Woche erreicht hatten. Bund und Länder hatten sich darauf verständigt, ab einem Wert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner lokal stärker gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie vorzugehen.
Aktuell läuft im Rathaus eine Pressekonferenz mit OB Dieter Reiter zu den geplanten Maßnahmen der Stadt #München zur Eindämmung der #Corona-Pandemie. pic.twitter.com/7keVB3a0lO
— Stadt München (@StadtMuenchen) September 21, 2020
Söder stellt härtere Quarantäne-Regelung in Aussicht
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte derweil schärfere Quarantäneregeln an. Grund dafür sei das Fußballspiel im Uefa-Supercup am Donnerstag zwischen dem FC Bayern München und dem FC Sevilla in Budapest. „Ich habe wirklich Bauchschmerzen was den Supercup betrifft. Budapest ist ein Risikogebiet mit 100 Inzidenzien. Das ist sehr unvernünftig, deswegen werden wir auch die Quarantäne-Verordnung noch mal ändern“, sagte Söder am Montag im Sender B5.
Bislang mußte nicht in häusliche Quarantäne, wer sich weniger als 48 Stunden in einem ausländischen Risikogebiet aufhielt. „Wir können das nicht mit 2.000, 3.000 Leuten riskieren, die sich dann möglicherweise verständlicherweise im großen Feiern in den Armen liegen und dann haben wir eine riesen Infektionswelle“, verdeutlichte der CSU-Chef. Bei dem Supercup-Finale sollen 30 Prozent der 67.000 Zuschauerplätze belegt werden können.
München hat zu früh zu hohe Corona-Zahlen. Wir brauchen jetzt im privaten Sektor bessere Steuerung: Auf öffentlichen Plätzen in München ist eine Maskenpflicht sinnvoll, wenn kein Abstand gehalten wird. Wir beraten dazu mit der Stadt. Die Zahlen müssen wieder runter. https://t.co/MqiB6bfkhM
— Markus Söder (@Markus_Soeder) September 21, 2020
In einer Pressekonferenz rief Söder laut der Nachrichtenagentur dpa Bayern-Fans dazu auf, nicht zu dem Spiel zu reisen. Er wolle „kein Fußball-Ischgl riskieren“.Zu den erhöhten registrierten Infektionszahlen in München sagte er: „Der private Sektor macht uns Sorgen. Wir müssen die Entwicklung jetzt brechen.“ Der Staat müsse nun Leitlinien und Leitplanken vorgeben und das Regelwerk vertiefen. Zudem wolle er die Bundeswehr bitten, 100 Soldaten für die bessere Nachverfolgung von Corona-Fällen zur Verfügung zu stellen.
Merkel spricht mit Ministerpräsidenten über steigende Corona-Zahlen
Unterdessen will Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kommende Woche mit den Ministerpräsidenten der Länder die steigenden Infektionszahlen beraten. Kanzleramtschef Helge Braun habe am Montag in seiner Besprechung mit den Chefs der Staatskanzleien eine Videokonferenz der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten für kommenden Montag angekündigt, erfuhrt die dpa aus Teilnehmerkreisen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuvor in der Rheinischen PostSchutzvorkehrungen für Herbst und Winter präsentiert. In der kühleren Jahreszeit könnten die Corona-Infektionen zunehmen. Patienten mit klassischen Atemwegssymptomen, die auf eine Corona- oder Grippeinfektion hindeuten, sollen in zentralen Anlaufstellen getestet werden.
Er hoffe darauf, daß die Kassenärztlichen Vereinigungen solche „Fieberambulanzen“ vor Ort anbieten. „Konzeptionell gibt es die schon – sie sollten im Herbst idealerweise flächendeckend zugänglich sein.“ Es gelte überdies, Risikogruppen besonders zu schützen und „die Konzepte dafür im Alltag“ zu schärfen. Beispielsweise sollen präventive Reihentests in Pflegeheimen fester Bestandteil der Teststrategie für Herbst und Winter werden. (ls)