KÖLN. Eine Kölner Konditorei erwägt nach Rassismusvorwürfen, ein traditionelles Karnevalsgebäck nicht mehr anzubieten. Unter anderem die Autorin Jasmina Kuhnke hatte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter kritisiert, die Konfiserie bediene rassistische Stereotype. „Ihr Backwerk widert mich an“, schrieb sie und veröffentlichte dazu ein Foto mit Karnevals-Mohrenköpfen.
„Das sollte umgehend aus dem Sortiment genommen werden. Ich setze da keinen Fuß mehr rein“, drohte Kuhnke. Eine andere Nutzerin schrieb: „Das ach so tolerante Köln. Ekelerregend.“ Grund für die Aufregung waren Mohrenköpfen mit dicken, roten Lippen, Filzhüten oder Knochen im Haar.
Habe gerade von einem guten Freund ein Foto aus einem Kölner Tradions-Café zugesendet bekommen (nein, die weißen sollen kein Ausgewogenheit abbilden, sie stellen Nordarfrikaner dar): Liebe Café Konfiserie Fromme, ihr Backwerk widert mich an! pic.twitter.com/ZaxFqeUmhy
— Quattromilf 🇪🇺🏳️🌈 (@ebonyplusirony) February 14, 2020
„Wir haben keine rassistischen Gedanken dahinter. Uns besuchen viele People of Colour und Asiaten, und bislang sind keine Beschwerden an uns herangetragen worden“, sagte der Inhaber der Konditorei, Gregor Fromme, dem Kölner Stadt-Anzeiger. Allerdings nehme er die Kritik an den „Lustigen Karnevalsköpfen“ ernst. „Das Gebäck ist eine Tradition, aber ob man die in dieser Art so beibehalten muß, kann man sich ja noch einmal überlegen.“
„Manche der Diskussionen und Argumente heute erschließen sich mir nicht“
Gleichzeitig verwies er darauf, daß der fast 130 Jahre alte Laden während der Herrschaft der Nationalsozialisten kein Führerbild aufgehängt und dadurch Ärger bekommen habe, worauf man sehr stolz sei. „Manche der Diskussionen und Argumente heute erschließen sich mir nicht, aber ich werde es mir angucken.“
Vermeintlich rassistische Logos oder Bezeichnungen von Gerichten sorgen in Deutschland regelmäßig für Schlagzeilen. Jüngst präsentierte das Mannheimer Kulturhaus Capitol eine neue Reklame-Installation, weil die alte mit dem sogenannten Sarotti-Mohr nach Ansicht von Kritikern rassistisch gewesen sei. In Frankfurt am Main war der Name zweier Apotheken zum Thema im Haupt- und Finanzausschuß geworden, weil er den Begriff „Mohr“ beinhaltete. (ls)