STUTTGART. Linksextreme haben die Ermittlungen der Polizei zur Stuttgarter Krawallnacht behindert. „Auf der Internetseite ‘Indymedia’ wurde offensichtlich dazu aufgerufen, unsere Server mit Videomaterial zu füllen, welches keine sachdienlichen Hinweise zu den Ereignissen am Eckensee enthielt. Da wir alle Hinweise prüfen müssen, bevor wir Beweismaterial vernichten können, erschwert das natürlich unsere Ermittlungsarbeit“, sagte Stuttgarts Vize-Polizeipräsident Thomas Berger der FAZ.
Bislang seien bei der Polizei rund 10.000 Hinweise eingegangen, darunter 7.500 Videodateien mit einer Gesamtgröße von 100 Gigabyte. Bislang seien Ermittlungsverfahren gegen 37 Tatverdächtige eingeleitet worden. Dabei handele es sich überwiegend um Jugendliche. 16 Personen seien Ausländer, 21 besitzen demnach zwar eine deutsche Staatsbürgerschaft, jedoch haben acht von ihnen einen Migrationshintergrund. Bei den übrigen Verdächtigen sei noch nicht geklärt, ob sie aus Einwandererfamilien stammen. 15 Personen befinden sich derzeit in Untersuchungshaft.
Antifa habe mitrandaliert
Alle mutmaßlichen Randalier verweigerten die Aussage. Daher könnten die Sicherheitsbehörden nur Vermutungen über die Motive anstellen. Als gesichert gelte jedoch, daß sich spontan einige Linksextreme an den Ausschreitungen beteiligt hatten. „Brechwerkzeuge, Sturmhauben und rote Farbkugeln nimmt niemand normalerweise zum Feiern in die Stuttgarter Innenstadt mit“, sagte Berger.
Ende Juni hatten Polizisten, die in der Nacht im Einsatz waren, bereits den Verdacht geäußert, daß Mitglieder der linksextremen Antifa an den Unruhen beteiligt gewesen seien. „Meine Kollegen und ich sind uns ziemlich sicher, daß die Antifa mit dabei war. Sonst wäre es nicht so eskaliert“, zeigte sich ein Beamter überzeugt.
In der Nacht auf den 21. Juni hatten Randalierer in der Stuttgarter Innenstadt Geschäfte geplündert und sich Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Dabei riefen sie unter anderem „Allahu Akbar“. Zunächst hatte die Polizeiführung die Täter als Mitglieder der „Party- und Eventszene“ bezeichnet und dafür heftige Kritik geerntet. (ag)