GÜTERSLOH. Das Land Nordrhein-Westfalen hat Einschränkungen des öffentlichen Lebens über die Kreise Gütersloh und Warendorf verhängt. Grund für den Lockdown ist ein Corona-Ausbruch im FleischbetriebTönnies, in dem sich mehr als 1.500 Angestellte mit dem Virus infiziert haben. „Wir führen wieder eine Kontaktbeschränkung wie im März ein“, teilte Laschet zunächst am Dienstag mit. Wenig später gab Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bekannt, dasselbe gelte auch für den Gütlerloher Nachbarkreis Warendorf.
Der Fleischfabrik wurde ein Produktionsstopp auferlegt. Rund 7.000 Tönnies-Mitarbeiter stünden nun mit ihren Familien bis zum 2. Juli unter Quarantäne. Die nordrhein-westfälische Landesregierung habe drei Einsatzhundertschaften der Polizei nach Gütersloh geschickt, um die Isolation der Angestellten zu überwachen.
Die Vorschriften sollen voraussichtlich bis zum 30. Juni gelten, können aber vorzeitig beendet oder verlängert werden. Bisher seien 24 Personen, die nicht für Tönnies arbeiten, infiziert. Die Behörden wollen schnellstmöglich alle Bewohner von Alten- und Pflegeheimen in Gütersloh auf das Virus testen, berichtete die Nachrichtenagentur dpa.
Lockdown-Anordnung komme zu spät
Wegen der Verordnungen müssen Fitneßstudios, Kinos und Bars wieder schließen. Auch Kulturveranstaltungen sind untersagt. Gaststätten dürfen weiterhin öffnen, dort müssen aber Beschränkungen eingehalten werden. Kindergärten und Schulen in Gütesloh waren bereits vorab geschlossen worden. Die Gütersloher dürfen weiterhin das Kreisgebiet verlassen, Laschet appellierte jedoch an die Bürger, möglichst nicht „aus dem Kreis heraus in andere Kreise zu fahren“. Die gleichen Vorschriften würden auch für Warendorf gelten, betonte Laumann. Die Schulen sollen ab Donnerstag geschlossen werden.
Nordrhein-Westfalens SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty beklagte, Laschet habe die Entscheidung für die Beschränkungen zu spät getroffen. „Armin Laschet vollzieht wieder eine Kehrtwende. Noch am Sonntag wollte er von einem Lockdown nichts wissen“, sagte Kutschaty am Dienstag der Rheinischen Post.
Als Reaktion darauf hat Bayern die Beherbergung von Personen untersagt, die aus einem Landkreis einreisen, in dem in den letzten sieben Tagen mehr als 50 Infektionen auf 100.000 Einwohner verzeichnet wurden. Das trifft auf Gütersloh zu. „Das ist eine Schutzmaßnahme, die wir für wirklich notwendig halten“, teilte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) am Dienstag mit.
Mehrere Häuserblocks in Berlin und Magdeburg in Quarantäne
In Berlin befinden sich 200 Bewohner eines Häuserkomplex nahe des Ostbahnhofs in Quarantäne. Bisland seien 44 Anwohner positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sie werden mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt, sagte eine Sprecherin von Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) dem Tagesspiegel. Bereits zuvor waren Wohnblöcke in Neukölln unter Quarantäne gestellt worden, weil dort knapp hundert Personen positiv auf das Virus getestet worden waren.
Gleichzeitig schafft Berlin Kontaktbeschränkungen ab. Beispielsweise dürfen wieder mehr Kunden gleichzeitig Geschäfte betreten. Abstands- und Hygieneregeln sollen aber aufrechterhalten werden. Zudem müssen Maskenverweigerer künftig mit einem Bußgeld zwischen 50 und 500 Euro rechnen, wenn sie in den öffentlichen Verkehrsmitteln keinen Behelfsschutz tragen, berichtete der Rundfunk Berlin-Brandenburg.
Im Magdeburger Stadtteil Neustadt haben sich zahlreiche rumänische Familien rund um den Moritzplatz mit dem Coronavirus infiziert. Deshalb befinden sich nun mehr als 800 Personen in Quarantäne. Die Betroffenen verstünden teilweise gar nicht den Zweck der Verordnung, da sie die Sprache nicht beherrschten, mahnte Pfarrer Joahnes Möcker im MDR. Eine Anwohnerin äußerte sich kritisch gegenüber den ausländischen Familien. „Wir halten uns an alles und die Rumänen sind auch während der Corona-Zeit jede Nacht durch die Straßen gegangen. Da war kein Abstand, kein Mundschutz – gar nichts“, schilderte sie. (zit)