APPEN. Die Bundeswehr will eine Luftwaffenkaserne im schleswig-holsteinischen Appen nach dem 1977 von palästinensischen Terroristen ermordeten Piloten Jürgen Schumann benennen. Diese trägt bislang sie den Namen des Weltkriegsfliegers Hans-Joachim Marseille. Zuvor müsse noch das Einverständnis der Angehörigen und der Gemeinde eingeholt werden, sagte ein Sprecher der Luftwaffe der Welt. Die finale Entscheidung treffe dann Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).
Die am Standort tätigen Mitarbeiter und Soldaten hätten sich zuvor für eine Umbenennung ausgesprochen. Daher müsse nun der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, das Verfahren zur Namensänderung einleiten. „Bei Vorliegen der Voraussetzungen kann das 2021 vollzogen werden“, erläuterte der Sprecher.
Schumann (1940-1977) war vor seiner Zeit bei der Lufthansa Pilot der Luftwaffe. Seine Ausbildung absolvierte er in der Kaserne, die nun seinen Namen tragen soll. Im Oktober 1977 entführte vier Palästinenser die Lufthansa-Maschine „Landshut“, um inhaftierte RAF-Terroristen freizupressen. Als sich die Bundesregierung unter Kanzler Helmut Schmidt (SPD) weigerte, töteten die Entführer Schumann.
Kaserne ist bislang nach Weltkriegsflieger benannt
„Es ist in der Öffentlichkeit viel zu wenig bekannt, daß Jürgen Schumann vor seiner Tätigkeit für die Lufthansa bei der Luftwaffe war“, betonte der Luftwaffensprecher. Neben mehreren Straßen ist unter anderem eine Pilotenschule der Lufthansa nach Schumann benannt.
Der bisherige Namenspatron Marseille (1919-1942) war mit 158 Abschüssen bei 388 Feindflügen einer der erfolgreichsten und mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten einer der höchstdekorierten deutschen Flieger des Zweiten Weltkrieges. Die Bundesregierung hatte im vergangenen September mitgeteilt, daß diese „Benennung nicht mit den Vorgaben der Richtlinien zur Traditionspflege in Übereinstimmung steht“.
Im Januar hatte die Linkspartei bereits militärische Einrichtungen ins Visier genommen, die ihren Namen ändern sollten. Unter den beanstandeten Namenspatronen waren neben Marseille auch Generalfeldmarschall Erwin Rommel und der Angehörige des militärischen Widerstands Generaloberst Erich Hoepner. Derzeit gebe es jedoch keine Pläne, die Rommel-Kasernen in Augustdorf und Dornstadt umzubenennen, teilte die Bundesregierung auf eine Anfrage des AfD-Bundestagsabgeordneten Harald Weyel mit. Im Mai 2017 hatte die damalige Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angekündigt, Kasernen mit Namen von Wehrmachtssoldaten umbenennen zu lassen. (ag)