ERFURT. Die Thüringer Linkspartei-Chefin Susanne Hennig-Wellsow hat sich für ein Zusammenspiel „aus realistischen und radikalen linken Einstellungen“ in der Bundesregierung ausgesprochen. Sie plädiere für eine rot-rot-grüne Koalition, die „den Mut habe, Dinge zu verändern“. Sie habe in Thüringen selbst als „radikal“ gegolten und die Linkspartei dennoch in die Regierung geführt, sagte Hennig-Wellsow dem Spiegel.
Zuvor hatte sie bekanntgegeben, in einer Doppelspitze mit der hessischen Fraktionschefin Janine Wissler (Linkspartei) für den Bundesvorsitz ihrer Partei zu kandidieren. Ihr Ziel sei es, die Union an der Regierung abzulösen.
Sie „habe darauf richtig Bock“ und in Thüringen bewiesen, daß sie in der Lage dazu sei, „Mut für einen Aufbruch zu machen“, betonte Hennig-Wellsow. Ihre Partei spreche sich für ein „kooperatives europäisches Sicherheitssystem, auch mit Rußland“ aus. Auch „klassische Uno-Blauhelmeinsätze ohne Kampfauftrag“ seien für sie denkbar.
CDU und Linken stünden zusammen gegen die AfD
Rüstungsexporte und Kampfeinsätze der Bundeswehr lehnte sie hingegen entschieden ab, da es dabei auch um den Markenkern der Linkspartei gehe. „Wichtig ist, daß die Koalition ein gemeinsames Ziel hat, das alle drei Parteien teilen und schützen wollen. Dann wird ein solches Bündnis auch bestehen“, führte Hennig-Wellsow aus.
Auch mit der CDU gebe es einen gemeinsamen Nenner, ohne den Politik in der jetzigen Gesellschaft nicht möglich sei. Dieser sei, sich nicht „von Faschisten wie der AfD abhängig machen“ zu lassen. Ansonsten gebe es aber Grenzen für eine Zusammenarbeit mit der Union.
Corona-Demos seien „gefährlicher Irrsinn“
Auf die Nachfrage hin, wie die Linkspartei zu „Verschwörungsideologien“ stehe, distanzierte sich die Thüringer Politikerin von der Position ihres Parteikollegen und Fraktionsvize im Bundestag, Andrej Hunko. Dieser hatte Mitte Mai eine Rede auf einer „Hygiene-Demo“ gehalten. „Wir sollten kein Verständnis für solche Demonstranten zeigen. Diese Proteste sind gefährlicher Irrsinn“, mahnte die Linkspartei-Politikerin.
Die Nähe ihrer Mitkandidatin Wissler zur linksradikalen trotzkistischen Organisation „Marx 21“ spiele für die gemeinsame Arbeit hingegen keine Rolle. „Ich habe keinen Grund, an ihr zu zweifeln. Wir sind miteinander im Reinen“, sagte sie. (zit)