Nicht alle waren begeistert, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im vergangenen Jahr für das Anti-Rechts-Konzert unter dem Motto „Wir sind mehr“ in Chemnitz aufrief. Der Grund: Auf dem Programm stand auch die linksradikale Punkband „Feine Sahne Fischfilet“, die in der Vergangenheit mit gewaltverherrlichenden und polizeifeindlichen Texten auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Politiker von CDU, FDP und AfD kritisierten deshalb, es gehöre sich nicht für einen Bundespräsidenten, für ein Konzert mit einer solchen Band Werbung zu machen. Steinmeier jedoch verteidigte seine Empfehlung: „Wenn ich sehe, daß Grundsätzliches ins Rutschen gerät, werde ich mich zu Wort melden und für unsere Grundwerte streiten“, sagte er.
„Wenn in Deutschland Hakenkreuzfahnen, Reichskriegsflaggen und Nazi-Symbole getragen werden und andere keine Notwendigkeit verspüren, sich davon zu distanzieren“, dann werde er sich „zu Wort melden und für unsere Grundwerte streiten“, rechtfertigte er sich einige Wochen nach dem Konzert.
Aufruf zu Straftaten
Daß die Kritik an seiner Werbung aber nicht ganz unberechtigt war, zeigt nun eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD-Fraktion. Allerdings ist dort nicht „Feine Sahne Fischfilet“ Stein des Anstoßes, sondern die Berliner Hip-Hop-Band „K.I.Z.“
Die AfD hatte die Bundesregierung nach linksextremen Musikveranstaltungen gefragt sowie nach der Bedeutung linksextremer Bands für die Szene. Die Bundesregierung antwortete ausweichend. Kern ihrer Aussage: „Eine eingrenzbare linksextremistische Musikszene existiert nicht.“ Vielmehr gebe es eine nicht näher quantifizierbare Zahl an Veranstaltungen sowie von Musikern und Organisatoren, deren gemeinsame politische Überzeugungen und musikalische Neigungen verbindend wirkten.
Als die AfD aber fragte, welche linksextremistischen Straftaten, insbesondere Gewalttaten, der Bundesregierung in Zusammenhang mit linksextremen Konzerten im vergangenen Jahr bekannt seien, wurde die Antwort konkret. „Am 3. September 2018 haben Mitglieder der Musikgruppe „K.I.Z.“ im Rahmen eines Konzerts ‘gegen rechts’ in Chemnitz (Sachsen) die Lieder ‘Urlaub fürs Gehirn’ und ‘Ein Affe und ein Pferd’ gespielt, deren Textpassagen dazu geeignet waren, öffentlich zu Straftaten aufzurufen.“
„Messerklinge in die Journalistenfresse“
In ein „Ein Affe und ein Pferd“ reimen K.I.Z.:
„Ich ramm die Messerklinge in die Journalistenfresse
Bullen hör’n mein Handy ab (spricht er jetzt von Koks)
Ich habe fünfzig Wörter für Schnee, wie Eskimos
Trete deiner Frau in den Bauch, fresse die Fehlgeburt
Für meine Taten werd ich wiedergebor’n als Regenwurm
Sei mein Gast, nimm ein Glas von mei’m Urin und entspann dich
Zwei Huren in jedem Arm mit Trisomie einundzwanzig.“
Ähnlich ist auch der Inhalt von „Urlaub fürs Gehirn“:
„Triff mich Leichenhalle, ich bin am Resteficken
Und wenn nicht, dann am Yuppies von der Vespa kicken
Ich höre Stimmen, die mir sagen, ich sei gestört
Setz‘ mir den Schuß durch ein Kissen, damit ihn keiner hört
Ich schleich‘ mich ein bei den Sarrazins, sechs Uhr, alles pennt noch
Selbstmordattentat, ich trink drei Liter Cola mit Mentos.“
Obwohl der Auftritt von K.I.Z. ebenso bekannt war, wie ihre Texte, hielt Steinmeier das Konzert für empfehlenswert. (krk)