TÜBINGEN. Der Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer (Grüne), sieht bei vielen Einwanderern Lernbedarf in Sachen Kindererziehung. „Ich bin mir ziemlich sicher, daß man Eltern, die wenige Jahre hier leben, erklären muß, wie Erziehung bei uns funktioniert“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Wenn Kindern körperlicher oder seelischer Schaden drohe, müsse man sich einmischen.
Palmer hatte zuvor auf Facebook über eine Situation auf einem Tübinger Spielplatz berichtet. Dort habe ein Mann nicht aufgehört, ein weinendes Kleinkind zu schaukeln. Die Mutter des Jungen im schwarzen Kopftuch und Umhang habe zugeschaut. „Die Eltern waren erkennbar der Meinung, das schreiende Kind soll so lernen, mit der Angst umzugehen.“ Seine Kritik: „So erzieht man Jungs zu harten Männern.“
Es handele sich um eine Pädagogik, die mit Kultur zu tun habe. „Wenn wir uns einig sind, daß das bei den Nazis falsch war, warum sollte es dann heute nicht möglich sein, es bei Einwanderern auf dem Spielplatz falsch zu finden?“ schrieb der Oberbürgermeister. Zahlreiche Kommentatoren kritisierten daraufhin auf Palmers Facebook-Seite, daß er bestimmte Erziehungsmethoden einer bestimmten Kultur zugeschrieben und diese in einen negativen Zusammenhang gestellt habe. (tb)