HANNOVER. Der Kabarettist Dieter Nuhr hat dem Europaabgeordneten Martin Sonneborn (Die Partei) einen Hang zum Totalitarismus vorgeworfen. Hintergrund ist Sonneborns Forderung, Nuhr aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu verbannen. Sonneborn hatte im Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung betont, wenn er etwas zu sagen hätte, würde er Dieter-Nuhr-Auftritte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbieten.
Die Äußerung Sonneborns sei „sehr ehrlich“ kontert Nuhr ebenfalls in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Sie sage viel über sein Verhältnis zur Meinungsfreiheit aus. „Der Deutsche neigt ja immer mal wieder zum Totalitären, das ist ja nichts Neues“, sagte er mit Blick auf Sonneborn, der seit 2014 im Europaparlament sitzt.
Politische Angepaßtheit und Ausgrenzung von Andersdenkenden
Auch auf die Kritik Sonneborns, er sei nur ein „Schein-Kabarettist“, ging Nuhr ein. Er habe zahlreiche Therapiestunden benötigt, um zu erkennen, daß Sonneborn auch nur ein „Scheinpolitiker“ sei. Somit sei für ihn „alles wieder gut“.
Auch seine Kritik an Greta Thunberg verteidigte Nuhr. Dafür hatte der ARD-Kabarettist viel Gegenwind erhalten. „Da ich den geistigen Horizont der Kollegen ganz gut einschätzen kann, bin ich selten verwundert“, gab sich Nuhr gelassen. Früher sei es im Kabarett üblich gewesen, den Zeitgeist in Frage zu stellen.
„Das machen heute nur noch wenige. Politische Angepaßtheit und Ausgrenzung von Andersdenkenden ist ja auch ein gutes Geschäftsmodell.“ Er nehme abweichende Meinungen dagegen eher „als Herausforderung wahr und nicht als auszumerzendes Übel“. (tb)