BERLIN. Die Kriminologin Dorothee Dienstbühl hat Politik und Sicherheitsbehörden vorgeworfen, den Kampf gegen die Clankriminalität lange Zeit zu zögerlich geführt zu haben. „Zu lange herrschte ein politisches Klima der Angst, ethnische und namensbezogene Zusammenhänge zur verübten Kriminalität herzustellen und sich so dem Vorwurf der Diskriminierung auszusetzen“, schrieb sie in einem Beitrag für den Tagesspiegel.
Das Ausmaß dieser Kriminalitätsform und deren Gefahren müßten konkret benannt werden, betonte sie. „Weiterhin auf Einsicht, Dialogbereitschaft und Besserung der Problemgruppe zu hoffen, wäre die grob fahrlässigste Form der Untätigkeit.“ Mittlerweile sei Clankriminalität zum Synonym für das Versagen des deutschen Rechtsstaats geworden.
Clans werben Flüchtlinge an
Die organisierten Verbrechen der zumeist arabisch-kurdischen Großfamilien berührten auch das Thema der Integration. Seit 2015 versuchten Clans gezielt Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak anzuwerben, „da sie über ein ähnliches Wertempfinden“ verfügten, warnte Dienstbühl. Um dies zu verhindern, müßten verbindliche Werte und Regeln des Staates durchgesetzt werden. Scheitere das, „dann brauchen wir über Integration nicht mehr nachdenken – sie wird in zu vielen Fällen scheitern“.
Zuletzt hatten die Sicherheitsbehörden den Kampf gegen kriminelle Clans verstärkt. So nahmen vergangene Woche Spezialkräfte der Polizei den Bremer Chef des Miri-Clans fest. Er wurde in den Libanon abgeschoben.
Neben Bremen und Berlin gilt Nordrhein-Westfalen als Schwerpunkt der kriminellen Großfamilien. Dort breiten sie sich zunehmend im ländlichen Raum aus. (ag)