NÜRNBERG. Der Integrationsrat der Stadt Nürnberg hat nach Protesten gegen die Beteiligung des AfD-Kandidaten eine Vorstellungsveranstaltung mit den Bewerbern für die Oberbürgermeisterwahl im kommenden Jahr abgesagt. Das Gremium, das die Interessen von Einwanderern in der Frankenmetropole vertreten soll, führte „technische und organisatorische Gründe“ für die Absage der „Kennenlernveranstaltung“ an, berichteten die Nürnberger Nachrichten.
Auf Anfrage der Zeitung teilte der Vorsitzende, Dimitrios Krikelis, zudem mit, es sei zur Doppelbelegung eines Raumes gekommen. Man wolle die Rathauskandidaten möglicherweise später einzeln vorsprechen lassen. Gleichzeitig bestätigte Krikelis, daß der Integrationsrat für seine Mitglieder ein Seminar zum Thema „Umgang mit Rechtsradikalen“ gebucht habe.
SPD und Grüne freuen sich über Absage
Der Nürnberger DGB-Chef und Vorsitzende der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg, Stephan Doll, hatte für die ursprüngliche Einladung des AfD-Bewerbers Roland Hübscher kein Verständnis. „Natürlich hätten wir unser Unverständnis darüber zum Ausdruck gebracht, daß die Hauptbetroffenen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ausgerechnet die AfD einladen.“
Auch die Oberbürgermeisterkandidaten von SPD und Grünen äußerten ihr Unverständnis über die Einladung. Es sei „eine kluge Entscheidung“ gewesen, die Veranstaltung abzusagen, sagte der SPD-Kandidat Thorsten Brehm. Zwar wolle er der AfD nicht aus dem Weg gehen, aber ihr auch nicht ohne Not eine Plattform geben. Grünen-Kandidatin Verena Osgyan ist grundsätzlich skeptisch bezüglich Debatten mit AfD-Vertretern. „Das bringt einfach nichts“, sagte sie.
Am 15. März 2020 finden in Bayern Kommunalwahlen statt. In Nürnberg tritt der derzeitige Amtsinhaber Ulrich Maly (SPD), der die zweitgrößte Stadt des Freistaats seit 2002 regiert, nicht mehr an. (tb)