ESSEN. Der Leiter des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung, Haci-Halil Uslucan, hat um Verständnis für türkische und arabische Hochzeitskorsos geworben. Der Professor der Universität Duisburg/Essen sagte im Vorfeld einer Anhörung im Landtag von Nordrhein-Westfalen laut der Nachrichtenagentur dpa: „Diejenigen, die ihrer Freude Luft verschaffen, tun dies nicht explizit mit der Absicht, anderen zu schaden.“
Mit der Hochzeit werde in der orientalischen Kultur die sexuelle Beziehung eines Paares als legitim erkannt. Dies müsse nach außen kommuniziert werden, um bösen Gerüchten vorzubeugen. Der Adressat sei die eigene Gemeinschaft, nicht die deutsche Mehrheitsgesellschaft.
Gegen Kopftuchverbot für Kinder
Uslucan verglich den gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr mit Fußballfans, die den Sieg ihrer Mannschaft feiern und dabei Straßen blockierten. Auch türkische Flaggen sollten nicht als Hinweis auf politische Überzeugungen mißdeutet werden.
Erst am vergangenen Wochenende war es in Nordrhein-Westfalen wieder zu mehreren Vorfällen mit türkischen Autokorsos gekommen. Betroffen waren Aachen, Stolberg, Würselen und Alsdorf. Zuletzt war es auch in Köln, Hannover, Menden und auf mehreren Autobahnen zu entsprechenden Behinderungen durch Hochzeitsgesellschaften gekommen.
Auch in anderen Fragen wirbt Uslucan derzeit um Verständnis für orientalische Sitten und Gebräuche. Ein generelles Kopftuchverbot für Kinder etwa lehnt er ab. „Das ginge an der Lebenswirklichkeit vorbei“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Man solle das Thema nicht auf eine Zwangsdebatte verkürzen. Er stellte klar: „Eltern haben auch ein genuines Recht, Kinder religiös zu erziehen. Gerade bei muslimischen Eltern wird das schnell mal in Abrede gestellt.“ (tb)