KIEL. Zwei Grünen-Politiker aus dem schleswig-holsteinischen Schwentinental sind zurückgetreten, nachdem bekannt wurde, daß sie mit Leserbriefen unter falschen Namen der politischen Konkurrenz schaden wollten. Dennis Mihlan und Andreas Müller schickten die Briefe an die Kieler Nachrichten, die ihrerseits die wahre Identität der Verfasser aufdeckten, wie das Blatt berichtete.
Über ein Jahr lang sandten die beiden demnach ihre Leserbriefe über gefälschte E-Mailadressen an die Lokalzeitung. Einige der Briefe, in denen sie CDU, SPD und den Schwentinentaler Bürgermeister Michael Stremlau (parteilos) attackierten, wurden veröffentlicht.
Brieffälscher behalten Mandate
In einer Erklärung zeigten sie sich einsichtig. „Wir bedauern die Vorfälle zutiefst, halten sie uns doch einen Spiegel vor für einen politischen Stil, den wir selbst wiederholt kritisiert haben und von dem wir nie wollten, daß er unserer würde.“ Laut dem Blatt traten sie von ihren Ämtern im Hauptausschuß und im Bau- und Umweltausschuß der Kleinstadt zurück. Jedoch behalten sie demnach ihre Kreistagsmandate und bleiben in der Grünen-Fraktion der Schwentinentaler Stadtvertretung.
Unter den Tarnnamen „Walter Stängel“ und „Bernd Seiler“ hatten die Grünen-Politiker unter anderem der örtlichen CDU vorgeworfen, nur aus persönlichen Motiven zu handeln und sich nicht um die Belange der Bürger zu kümmen. Die Kieler Nachrichten hätten durch Recherchen herausgefunden, daß die Mails von Mihlan stammten, was dieser zunächst abgestritten habe. Erst nach wachsendem Druck räumten er und dann sein Parteikollege Müller die Vorwürfe ein. Laut Welt habe der Tonfall der Leserbriefe zudem an die Pressemittelungen der Grünen erinnert, was zusätzlich den Verdacht auf die Partei gelenkt habe.
Die Kieler Nachrichten veröffentlichen laut Branchendienst Meedia keine Leserbriefe von Politikern. Diese Rubrik solle ausschließlich Lesern und Bürgern ohne politischen Ämtern zur Verfügung stehen. (ag)