MAGDEBURG. Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt will künftig mit einem „Kita-Koffer“ in Kindertagesstätten und Grundschulen für mehr Akzeptanz für sexuelle Minderheiten werben lassen. Die Medienkoffer, die Kitas und Schulen für drei bis vier Wochen ausleihen dürfen, sind Teil eines Aktionsplanes des Gleichstellungsministeriums der schwarz-rot-grünen Regierung. 50.000 Euro ließ diese sich die Maßnahme kosten.
Verantwortlich für den Inhalt ist das Kompetenzzentrum für geschlechtergerechte Jugendhilfe. Dessen Geschäftsführerin, Kerstin Schumann, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, Kitas sollten damit angeregt werden, über den Tellerrand zu schauen, was es neben dem tradierten Familienbegriff – Vater, Mutter, Kind – noch für Familienmodelle gebe. „Wir wollen den Normalitäts-Begriff ein Stück weit hinterfragen.“
Ausgrenzungen und Vorurteile verhindern
Ähnlich äußerte sich Gleichstellungsministerin Anne-Marie Keding (CDU): „Eine bedarfsgerechte Pädagogik muß dem Wandel Rechnung tragen, indem Unterschiede und Gemeinsamkeiten der vielfältigen Familienkonstellationen professionell vermittelt werden.“ Es gehe darum, Ausgrenzungen und Vorurteile zu verhindern.
In dem Koffer befinden sich laut dem Bericht 19 Kinderbücher für Drei- bis Siebenjährige. Darunter sind Titel wie „Keine Angst in Andersrum – Eine Geschichte vom anderen Ufer“ der Travestiekünstlerin Olivia Jones. Darin geht es um ein fiktives Land „Andersrum“, in dem Frauen Männerberufe und Männer Frauenberufe ausüben. Dort verliebt sich ein Kindergartenerzieher in eine Bauarbeiterin.
Das Buch biete einen altersgerechten Zugang zum Thema Ausgrenzung und Toleranz, heißt es im Methodenbuch. Schumann hofft zudem auf eine Ausweitung des Projekts. „Zwei Koffer für mehr als 1000 Kitas im Land sind eigentlich viel zu wenig.“ Ziel sei es, „für jeden Landkreis einen Koffer zu haben“, sagte Schumann. In anderen Bundesländern – darunter Thüringen und Berlin – gibt es bereits ähnliche Angebote.