BERLIN. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) hat der Vorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag, Sahra Wagenknecht, vorgeworfen, Vorurteile gegenüber Homosexuellen zu schüren. Hintergrund ist ein Gastbeitrag Wagenknechts in der Welt von vergangener Woche.
Darin bezeichnete Wagenknecht Weltoffenheit, Antirassismus und Minderheitenschutz als „Wohlfühl-Label, um rüde Umverteilung von unten nach oben zu kaschieren und ihren Nutznießern ein gutes Gewissen zu bereiten“. Als Beispiel für ein solches Wohlfühl-Label führte die Linken-Politikerin die „Ehe für alle“ an.
Riexinger und Kipping sollen sich distanzieren
Der LSVD reagierte auf den Beitrag in einem offenen Brief. Ihre Äußerungen seien „gefährlich und der Vorwurf berechtigt, daß Sie damit Homophobie schüren oder legitimieren“, schrieben die beiden LSVD-Bundesvorstandsmitglieder, Henny Engels und Jenny Renner.
Ihr Verband beobachte linke Bewegungen mit Sorge, „die den gegenwärtigen Aufstieg rechtskonservativer, rechtspopulistischer und rechtsextremer Bewegungen und Parteien damit erklären wollen, daß sich linke Politik angeblich zu viel mit Identitätspolitiken und Minderheitenrechten beschäftigt hätte“.
In einem Schreiben an die beiden Linksparteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger habe man diese aufgefordert, sich von dem Beitrag Wagenknechts zu distanzieren, hieß es weiter. „Wenn diese falsche wie gefährliche Diagnose Ausgangspunkt für die von Ihnen herbeigesehnte neue linke Sammlungsbewegung ist, dann wird uns einmal mehr vor Augen geführt, wie fragil und zerbrechlich Normen des respektvollen und gewaltfreien Umgangs eigentlich sind“, so das Fazit des LSVD. Offenbar sei ein unbedingtes Bekenntnis zu Menschenrechten auch für sich als links verstehende Politiken jederzeit aufkündbar. (tb)