DRESDEN. Die Dresdner Volkshochschule hat mit ihrem fürs Sommersemester 2018 ausgeschriebenen Kurs „Kleiderordnungen im Islam“ für Schlagzeilen gesorgt. Dabei soll die Schulung laut Programm über die unterschiedlichen Formen moslemischer Kopfbedeckungen informieren.
Genauer heißt es: „Farbenfrohe Kopfbedeckungen machen neugierig auf ihre Trägerinnen. Die unterschiedlichen Farben, Formen, Bindetechniken und Materialien geben Hinweise auf die kulturellen Hintergründe.“ Den Teilnehmern solle „Praxis, Herkunft und Bedeutung der einzelnen Kleiderordnungen“ näher gebracht werden. Dabei könne sogar praktisch ausprobiert werden, wie sich eine Burka anfühle. Die Veranstaltung wird durch die Landeshauptstadt Dresden gefördert.
Heftige Kritik an den Veranstaltern
Der sächsische CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Fischer reagierte mit Unverständnis auf die Veranstaltung: „Es ist nicht unbedingt die Aufgabe der Volkshochschule neugierig auf Kopftücher zu machen“, sagte er der JUNGEN FREIHEIT. Vor allem nicht mit städtischen Mitteln. Das Kopftuch sei ein Symbol des politischen Islam, dessen Verbot in staatlichen Räumen längst überfällig sei.
Insgesamt rate er aber dazu, solche Themen mit Ruhe zu betrachten. Deswegen plane er beispielsweise im Frühjahr eine interreligiöse Dialogveranstaltung mit einem Vertreter des Islam und einem der evangelischen Kirche. „Dann wollen wir mit- und übereinander reden“, erläuterte der CDU-Politiker. „Das ist meiner Ansicht nach sinnvoller als irgendwelche Kopftuch-Modeseminare. Und wir kommen auch ganz ohne städtische Fördergelder aus.“
Die moslemische Frauenrechtlerin Seyran Ates prangerte in der Bild-Zeitung die unkritische Sprache der Volkshochschule an. Der Kurs verniedliche die Weltanschauung hinter der Kopfbedeckung und verfestige ein traditionelles Rollenbild der Frau im Islam, kritisierte sie.
Auch der integrationspolitische Sprecher der sächsischen CDU, Jörg Kiesewetter, sprach von einem vor „Naivität“ strotzenden Angebot. „Wir wollen eine Gesellschaft, wo wir uns in die Augen schauen können und nicht lernen müssen, wie man sich verschleiert“, sagte er.
Volkshochschule Dresden wehrt sich gegen Vorwürfe
Die Volkshochschule wehrt sich indes gegen die Vorwürfe. In einem Statement kritisierte der Verein die „durch eine verzerrte und an Populismus grenzende Berichterstattung künstlich ausgelöste Kontroverse“. Der seit dem Frühjahr 2016 stattfindende Kurs diene der wertfreien und neutralen Aufklärung und Information über die verschiedenen Kleiderordnungen im Islam.
„Das Anlegen der Burka, falls von Kursteilnehmern gewünscht, kann dabei hilfreich sein und die Wahrnehmung schärfen“, hieß es weiter. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Verschleierung sei ein elementarer Bestandteil des Kurses.
Die durch eine verzerrte und an Populismus grenzende Berichterstattung künstlich ausgelöste Kontroverse über den… https://t.co/RI3ylyMqXL
— VHS Dresden (@VHSDresden) 16. Januar 2018
Im Rahmen eines Ehrenamtprogrammes bietet die Volkshochschule Dresden zahlreiche weitere Kurse zum Islam an („Muslime und ihr Alltag in Dresden“, „Konflikte in der interkulturellen Arbeit erkennen und lösen/deeskalieren“). Die sächsische Landeshauptstadt fördert auch diese Schulungen. (ha)