BERLIN. Deutschland hat in den ersten fünf Monaten dieses Jahres vermehrt Asylbewerber in andere EU-Staaten abgeschoben. Bis Ende Mai hätten die Behörden fast 4.100 Personen in diejenigen Staaten zurückgebracht, die laut Dublin-Verordnung für das Asylverfahren zuständig sind, berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei.
Auf das Jahr hochgerechnet entspräche dies fast 10.000 sogenannter Dublin-Überstellungen. Im gesamten Vorjahr seien es 7.102 Fälle gewesen. Die EU-Verordnung sieht vor, daß Asylanträge in dem Land bearbeitet werden müssen, in dem der Ersuch zuerst gestellt wurde. Während der Asylkrise ab Herbst 2015 war diese Regelung von Deutschland faktisch außer Kraft gesetzt worden.
Die deutschen Behörden sahen dem Bericht zufolge in diesem Jahr auch genauer hin, ob ein anderes EU-Land für ein Verfahren zuständig ist und beantragten eine Rücknahme. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres sei das in 38 Prozent aller Asylverfahren der Fall gewesen. 2017 sahen die Behörden in jedem dritten Verfahren andere Staaten als zuständig an, 2016 in jedem 13. Fall. 9.200 Ersuchen aus diesem Jahr gingen an Italien, 1.400 Asylbewerber wurden dorthin abgeschoben. (ls)