BERLIN. AfD-Mitglieder jüdischen Glaubens wollen sich in der kommenden Woche zu einer innerparteilichen Bundesvereinigung zusammenschließen. Während die genauen Vereinsziele sowie der endgültige Name des Zusammenschlusses erst bei der Gründungsversammlung festgelegt werden sollen, verweist eine vorläufige Grundsatzerklärung auf die inhaltlichen Übereinstimmungen zwischen dem Parteiprogramm der AfD und den Anliegen gläubiger Juden.
Diese sehe man beispielsweise im Eintreten für die klassische Familie oder in der Kritik an der unkontrollierten Einwanderung aus dem islamischen Kulturkreis. So sei die AfD die einzige Partei der Bundesrepublik, die die Unvereinbarkeit „islamischer ‘religiöser’ Dogmata mit dem Grundgesetz“ thematisiere und den „muslimischen Judenhaß“ nicht verharmlose. Der habe in Frankreich schon dazu geführt, daß Zehntausende Juden das Land verlassen hätten und nach Israel ausgewandert seien. Dadurch liege „eine Allianz der Rechtskonservativen in Europa mit dem Judentum äußerst nahe“.
Meuthen: „Ich freue mich darüber“
Weiter heißt es in dem Papier, daß ein religiöser oder auch nur nach den ethischen Grundsätzen seiner Religion lebender Jude ebensowenig wie ein religiöser Christ „der durch Gender-Mainstreaming und Frühsexualisierung betriebenen Zerstörung der traditionellen, monogamen Familie gelassen zusehen“ könne. Die AfD sei „die einzige Partei, die besagte Vorgänge konsequent anprangert“.
Zwar rechne man nicht mit dem Wohlwollen oder gar einer Unterstützung durch offizielle Gremien wie dem Zentralrat der Juden, wisse jedoch, daß die Stimmung in den jüdischen Gemeinden eine andere sei, „als der Zentralrat suggeriert“. Den Vorwurf, die AfD sei antisemitisch, weisen die Gründungsmitglieder zurück. Man leugne nicht, daß sich „in den Reihen der AfD einzelne tatsächliche Antisemiten“ wie etwa der fraktionslose baden-württembergische Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon befänden. „Nur wird in der öffentlichen Wahrnehmung der Einfluß dieser einzelnen Mitglieder maßlos überschätzt“, schreiben sie in ihrer Erklärung.
An der Parteispitze stößt das Vorhaben auf durchweg positive Resonanz: „Ich begrüße das sehr und freue mich darüber“, sagte der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen der JUNGEN FREIHEIT. Auch der Co-Sprecher und Bundestagsfraktionsvorsitzende Alexander Gauland begrüßte die geplante Gründung eines Vereins jüdischer AfD-Mitglieder und sagte: „Es ist ein völlig normaler Fall, daß sich in einer Partei auch religiöse Gruppen zusammenschließen.“
Von Storch: „Brücken in die jüdischen Gemeinden“
Sehr erfreut über die Initiative äußerte sich zudem AfD-Vorstandsmitglied Beatrix von Storch: „Nach den Christen haben jetzt auch die Juden in der AfD eine Stimme und Ansprechpartner. Damit bauen wir Brücken in die jüdischen Gemeinden“, teilte sie der JF mit. Aus zahlreichen Gesprächen wisse sie, daß es viele konservative, euroskeptische und islamkritische Juden gebe, „die schon heute unseren Kurs unterstützen, aber sich noch nicht offen zur AfD bekennen“, so Storch, die an der Gründungsversammlung teilnehmen wird.
Zu den etwa zwanzig Gründungsmitgliedern zählt der Wiesbadener Stadtrat Dimitri Schulz. Der in Kirgistan geborene 31jährige Ingenieur kandidiert bei der hessischen Landtagswahl am 28. Oktober für die AfD. Für ihn waren nach eigener Auskunft zunehmender Antisemitismus sowie die Zerstörung der traditionellen Familie Anlaß, sich politisch zu engagieren.
Man sehe, so heißt es gegen Ende der vorläufigen Grundsatzerklärung, in dem Wunsch der AfD danach, daß Deutschland wieder eine selbstbewußte Nation werde, keinen Widerspruch zu jüdischen Interessen. „Im Gegenteil glauben wir, daß eine tatsächliche gegenseitige Wertschätzung nur möglich ist, wenn beide Seiten selbstbewußt aufzutreten vermögen.“ (vo)