BERLIN. Berlins Parlamentspräsident Ralf Wieland (SPD) hat nach dem Protest von Angehörigen der Terroranschlagsopfer eine Gedenkminute im Abgeordnetenhaus angekündigt. Wieland zeigte sich im rbb-Inforadio auch offen für den Vorschlag, einen dauerhaften Gedenkort für die Opfer zu schaffen.
Zurückhaltend äußerte sich der SPD-Politiker dagegen über eine offizielle Gedenkveranstaltung. Hierbei müßten die Angehörigen einbezogen werden sowie auch die Menschen, die noch in Krankenhäusern lägen.
Angehörige beklagt mangelnde Beachtung
Zuvor hatten Angehörige der Attentatsopfer beklagt, sich von der Politik allein gelassen zu fühlen. „Ich finde die mangelnde Beachtung von Seiten des Staates traurig und unwürdig“, sagte eine Frau, deren Lebenspartner seit dem Anschlag vom 19. Dezember um sein Leben kämpft, dem Berliner Tagesspiegel. Sie forderte einen Staatsakt, der in anderen Ländern selbstverständlich sei.
Auch Seelsorger prangerten eine fehlende Gedenkkultur an und sprachen von einem Bedürfnis der Opfer und der Angehörigen nach würdevoller Berichterstattung. Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge sprach sich dafür aus, einen Gedenkort an der Gedächtniskirche zu schaffen.
Opfer stärken in Mittelpunkt stellen
Mehrere CDU-Politiker forderten daraufhin ein würdiges Gedenken an die Opfer. „Ich finde, daß wir bei aller Informationsflut über die Tat selber und das Vorleben des Attentäters die Opfer stärker in den Mittelpunkt stellen müssen“, teilte der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Florian Graf.
Bei dem Anschlag am 19. Dezember war ein islamistisch motivierter Attentäter mit einem Sattelschlepper in einen Weihnachtsmarkt gerast. Elf Menschen sowie der eigentliche Lkw-Fahrer starben. 55 wurden zum Teil schwer verletzt. (ls)