OSNABRÜCK. Immer mehr Rentner stehen bei den Tafeln für kostenlose Lebensmittel an. Die Zahl der bedürftigen Senioren habe sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes der Tafeln in Deutschland, Jochen Brühl, der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Fast jeder vierte Tafelkunde ist mittlerweile Rentner“, verdeutlichte er. „Das sind in etwa 350.000 Menschen.“
Brühl appellierte an die Politik, die Armut in Deutschland ernsthaft zu bekämpfen. „Es nützt doch nichts, wenn Politiker in Wahlkampfzeiten unsere Essensausgaben besuchen. Das lehne ich zunehmend ab“, betonte er. Sie könnten gerne außerhalb des Wahlkampfs vorbeischauen und helfen, doch „für schöne Bilder halten wir nicht her“.
Altersarmut ist auf dem Vormarsch
Auch die Vizepräsidentin des Verbands, Ulrike Mascher, äußerte harsche Kritik. „Wenn 350.000 Senioren regelmäßig darauf angewiesen sind, bei den Tafeln für kostenlose Lebensmittel anzustehen, dann ist das ein deutlich sichtbares Signal dafür, daß die Altersarmut auf dem Vormarsch ist“, sagte Mascher. Betroffen seien vor allem Erwerbsminderungsrentner, die auf ihre Renten hohe Abschläge hinnehmen müßten.
Am Jahresende 2016 bezogen dem Sozialverband zufolge 522.492 Personen über der Altersgrenze Leistungen der Grundsicherung im Alter. Ende 2006 hätte diese Zahl bei rund 371.000 gelegen. Nach Angaben des Dachverbandes gibt es hierzulande mehr als 900 Tafeln, die regelmäßig bis zu 1,5 Millionen Menschen mit Lebensmitteln versorgen. 60.000 Helfer engagieren sich ehrenamtlich. (ha)