BERLIN. Die AfD will nach ihrem Einzug in den Bundestag für eine streitbarere Debattenkultur im Parlament sorgen. Die Wähler sollten merken, daß ihre Probleme im Bundestag endlich diskutiert würden, sagte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Bundestag, Alexander Gauland, der JUNGEN FREIHEIT.
„Daß sie das berechtigte Gefühl haben können, ‘die da oben’ sind nicht mehr völlig entrückt und beschließen Dinge, die sie zwar betreffen, bei denen sie aber nicht mitreden können.“ Außerdem sollte es nach dem Willen Gaulands wieder Debatten um die Grundfragen der Nation im Bundestag geben. Es sei ein „Irrwitz“, daß Themen wie Eurorettung, NSA-Überwachung, Rußland-Sanktionen oder die Asylkrise im Bundestag entweder gar nicht debattiert worden seien oder höchstens beiläufig Erwähnung gefunden hätten.
„Ich will nicht, daß Frauen Angst auf unseren Straßen haben“
„Es gab keine Debatte dazu, die irgendwie relevant war. Keine, die man sich gemerkt hätte. Als zum Beispiel Konrad Adenauer die Bundesrepublik in die Nato geführt hat, haben Gustav Heinemann oder Thomas Dehler große Reden gehalten.“ In der Frage der Rußland-Sanktionen hätte es dagegen keinen Abgeordneten gegeben, der eine vergleichbare Rede gehalten hätte.
Gauland erläuterte gegenüber der JF zudem seine Aussage vom Wahlabend „Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen.“ Er habe die Äußerung in erster Linie auf die Einwanderung fremder Kulturen bezogen. Durch sie werde Deutschland „zu einem Land, das nicht mehr das Land ist, wie wir es kennen und lieben, nicht mehr das Land unserer Väter und Großväter. Ich will nicht, daß wir etwa nicht mehr unbefangen Weihnachten feiern können, daß wir – vor allem die Frauen – Angst auf unseren Straßen haben müssen, daß es Schulen und Stadtviertel gibt, in denen Deutsche zur Minderheit werden.“
Bei dieser Problematik spielten aber auch die Eliten eine Rolle. „Die nämlich sind es, die diese Einwanderung herbeiführen“, kritisierte Gauland. Wenn beispielsweise Claudia Roth als Vizepräsidentin des Bundestages auf einer Demonstration hinter einem Plakat mit der Aufschrift „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“ herlaufe, dann offenbare das viel. „Nämlich die Haltung, es sei gut, wenn möglichst viel des ‘alten’ Deutschland verschwinde und durch eine multikulturelle Gesellschaft ersetzt werde.“ (krk)
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> Das gesamte Interview mit Alexander Gauland, in dem er sich auch zum Rückzug von Ex-AfD-Chefin Frauke Petry äußert, erscheint am Freitag in der JF (Nr. 40/17).