Wer in der ersten Liga spielt, der kommt an diesem Ritual nicht vorbei: Der Politische Aschermittwoch, nur echt in Niederbayern mit Begrüßung in urwüchsigem Dialekt und Einmarsch der Prominenz zu den Klängen des Bayerischen Defiliermarsches.
AfD-Bundessprecherin Frauke Petry, Landessprecher Petr Bystron und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache als Ehrengast ließen sich von über tausend Anhängern beim Politischen Aschermittwoch der Alternative für Deutschland im Donau-Center von Osterhofen bei Deggendorf zünftig feiern.
Fastenpredigten sind dazu da, den Mächtigen den Kopf zu waschen. Für eine Oppositionspartei also die ideale Gelegenheit, mit kräftigen Sprüchen vor großem Publikum den Wahlkampf zu eröffnen. FPÖ-Chef Strache fühlte sich als „ehrlicher Freund und Unterstützer“ sichtlich wohl bei der AfD.
Spitzen gegen die öffentlich-rechtlichen Medien
Schulz als Hoffnungsträger? „So hoffnungslos möchte ich niemals sein!“ Merkels „Zerstörungspolitik“? „Verrat an der eigenen Bevölkerung“, und was für ein „Kasperltheater“ sei überhaupt die Wahl des hiesigen Bundespräsidenten, wo das Volk nichts zu sagen habe?
Er hoffe auf eine große AfD-Bundestagsfraktion. AfD und FPÖ seien wichtig für Deutschland und Österreich, aber auch für Europa. Das kommt auch beim blauen Parteivolk in Deutschland an. Spitzen gegen die öffentlich-rechtlichen Medien dürfen natürlich auch nicht fehlen: Wozu Zwangsgebühren – „da müßten doch die Müllgebühren reichen“.
Im Rahmen der „Blauen Allianz“ arbeite man schon seit gut einem Jahr mit den österreichischen Freiheitlichen zusammen, erinnerte Landessprecher Petr Bystron, der den Tenor für den Wahlkampf vorgab: „Was uns so ärgert, ist die soziale Ungerechtigkeit, die mit der Massenzuwanderung einhergeht.“
„Der Untersuchungsausschuß Merkel wird kommen!“
Das Land sei komplett auf den Kopf gestellt worden: Illegale Einwanderer sind dem Staat größere Ausgaben wert als Rentner, die Jahrzehnte gearbeitet haben, und die Kanzlerin zeigt mehr Anteilnahme für einen in der Türkei inhaftierten Journalisten mit Doppelpaß als für die Terroropfer vom Breitscheidplatz. Die AfD im Bundestag werde „alles aufarbeiten“, verspricht Bystron: „Der Untersuchungsausschuß Merkel wird kommen!“
Dann darf AfD-Chefin Frauke Petry ihr Debüt als Aschermittwochs-Rednerin bestehen und setzt zum Rundumschlag an: Die „Wir schaffen das“-Kanzlerin, die Blockflöten gegen die Islamisierung empfiehlt, oder der EU-Nomenklaturist und Spesenritter Martin Schulz, der sich immer noch für „volksnah“ halte, teilt Petry aus. Dem Publikum gefällt es, die Stimmung steigt.
Ob der einsame Antifa-Aktivist, der die Gäste zuvor mit einer Ein-Mann-Demo begrüßt hatte, zu diesem Zeitpunkt schon seinen von der AfD versprochenen Kaffee bekommen hat, bleibt unklar. Während die Blasmusik noch spielt, ist er schon lange weg.