Es gibt Berufe, die genießen ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Polizist zum Beispiel, oder Feuerwehrmann. Auch Altenpfleger und Soldaten sind in der Bevölkerung recht beliebt. Journalisten, Mitarbeiter von Telefongesellschaften und Politiker sollten sich ihrer Tätigkeit in der Öffentlichkeit, beispielweise in der Stammkneipe, dagegen besser nicht zu laut rühmen. Ihr gesellschaftliches Ansehen rangiert in etwa auf dem Niveau von Versicherungsvertretern. Übertroffen auf der Unbeliebtheitsskala wird das eigentlich nur noch von einem Beruf: dem Drogendealer.
Doch ist das berechtigt? Wird deren Tagewerk vielleicht unterschätzt? Wenn es nach amerikanischen „Künstlers“ Scott Holmquist geht: ja. Er fordert, dem unbekannten afrikanischen Drogendealer ein Denkmal in Berlin zu errichten. Die Piratenfraktion im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist dem Vorhaben nicht abgeneigt. „Wir begrüßen diesen Antrag, denn er ermöglicht es die Diskussion über die Zustände im Görlitzer Park zu erweitern – weg von der reinen Kriminalitätsdebatte“, sagte Felix Just, Mitglied der Piratenfraktion, der Berliner Zeitung.
„Gesellschaftlich wertvoller Dienst“
Laut dem Antrag soll die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) die Aufstellung eines solchen Monuments beschließen. Als geeignete Orte kämen hierfür die Drogenumschlagplätze „Hasenheide“ oder der berühmt-berüchtigte „Görlitzer Park“ in Frage.
Holmquist begründet sein Anliegen damit, daß Drogendealer einen „gesellschaftlich wertvollen und von vielen Menschen geschätzten Dienst“ leisteten. „Die Arbeit des Drogendealers ist wie jede andere, nur gefährlicher“, heißt es in seinem Antrag.
Durch die „mutige Besetzung öffentlicher Räume“ umgingen die Drogendealer das ihnen verweigerte Arbeitsrecht und erschlössen sich somit „eine gewisse Freiheit außerhalb des normativen Systems“. Gleichzeitig ermöglichten ihre Dienstleistungen – die Versorgung mit illegalen Drogen – den Bürgern, „ihre Bewußtseinsfreiheit als Bürgerrecht wahrzunehmen“.
„Anerkennung des risikoreichen Berufs“
Doch nicht nur der wertvolle Dienst an der Gesellschaft der afrikanischen Drogendealer macht für Holmquist ein eigenes Denkmal notwendig. Auch die deutsche und europäische Geschichte verpflichte quasi zu einem solchen Zeichen.
„Seit Jahrzehnten sind viele Dealer aus afrikanischen Ländern in Deutschland tätig. Sie sind zumeist aus ökonomischen Gründen oder wegen der prekären Menschenrechtssituation in ihren Herkunftsländern nach Europa geflüchtet. Sie kommen aus Ländern, die auf eine lange europäische Kolonialgeschichte zurückblicken und in denen der Kolonialismus und der damit verstrickte Kapitalismus nach wie vor zu gravierenden Konflikten und Ungleichheiten beitragen.“
Die Errichtung eines Denkmals für afrikanische Park-Drogendealer sei deshalb eine „sinnvolle und bedeutsame Anerkennung dieses risikoreichen Berufs und seines Beitrages zum andauernden Kampf gegen die Folgen des Kolonialismus“.
Keine Entscheidung in dieser Legislaturperiode
Ob ein solches Denkmal jemals errichtet wird, ist allerdings fraglich. Möglicherweise müssen sich die Abgeordneten der BVV Friedrichshain-Kreuzberg nicht einmal mit dem Anliegen beschäftigen. Denn die Frist, den Antrag in die letzte Sitzung der BVV in dieser Legislaturperiode einzubringen, ist bereits verstrichen.
Der nächstmögliche Zeitpunkt wäre im Oktober und damit nach der Wahl des Abgeordnetenhauses und der BVVs im September. Sollte es dann erneut eine Piratenfraktion geben, könne der Antrag eingereicht werden.
Jessica Zinn, die der Piraten-Fraktion ebenfalls angehört, betont jedoch auf Twitter, bislang habe man noch nicht über den Antrag diskutiert. Natürlich sei jeder Antrag eines Bürgers erst mal gut, ebenso wie neue Ideen. Besprochen oder gar beschlossen worden, sei aber noch nichts. Erst eine mögliche künftige Fraktion werde sich mit dem Anliegen befassen und dann entscheiden, ob man den Antrag, einreiche, ändere oder ablehne.