BERLIN. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat sich dagegen verwahrt, Moslems nach den jüngsten Terrorattacken in Nizza und Würzburg unter Generalverdacht zu stellen. Er mache sich große Sorgen um die Stimmung in Deutschland, schrieb der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mazyek, in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel.
„Sie droht zu kippen, und ich befürchte, daß das genau zu den Zielen solcher Attentäter gehört.“ Diese könnten beabsichtigen, mit den Angriffen gelungene Integrationsbemühungen zu zerstören. „Was ist, wenn sie einem schrecklichen Plan folgen, die Ursprungsbevölkerung in den jeweiligen Ländern wie etwa in Frankreich oder hier bei uns in Deutschland zu spalten?“
„Lückenfüller-Diskussionen um Kopftuch“
Nach Anschlägen wie in Nizza oder Würzburg stünden Moslems stets unter Generalverdacht. Von ihnen würde verlangt, mehr nach innen zu wirken, um das Umfeld dieser Attacken auszutrocknen. Doch dieser Vorwurf sei falsch. Der Zentralrat der Muslime wolle gern bei der Betreuung minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge helfen, aber ihm würde bürokratische Steine in den Weg gelegt.
Statt dessen seien die großen Wohlfahrtsverbände für die meisten minderjährigen Flüchtling zuständig, die damit eben nicht in „muslimischer Hand“ seien. „Der Kampf um die Köpfe auch der Neuankömmlinge kann nur zusammen mit den muslimischen Institutionen gelingen. Solange aber solche Ereignisse stets nur dazu führen, unnötig wertvolle Zeit mit Lückenfüller-Diskussionen um Kopftuch und Händegruß zu verschwenden, kommen wir als Gesellschaft nicht weiter“, mahnte Mazyek. Terrorristen, Kriminelle und Verirrte hätten dadurch weiter die Chance, unschuldige Menschen wahllos zu töten und so die Zweitracht in der Gesellschaft zu erhöhen. (krk)