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Meinung: Weltsprache Deutsch

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Meinung: Weltsprache Deutsch

Vietnamesinnen lernen Deutsch
Vietnamesinnen lernen Deutsch
Vietnamesinnen lernen Deutsch: Die SPrache ist unter Druck Foto: dpa
Meinung
 

Weltsprache Deutsch

In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl derer, die im Ausland Deutsch lernen deutlich gesunken. Grund dafür ist die verfehlte Sprachpolitik der Bundesregierung. Selbst die „Deutsche Welle“ sendet fast nur noch auf englisch. Ein Kommentar von Thomas Paulwitz.
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Deutsch steht als Weltsprache unter Druck. Da überraschte uns das Auswärtige Amt Ende April mit einer guten Nachricht: Zum ersten Mal seit Beginn der Erhebungen bleibt die Zahl derer, die im Ausland Deutsch lernen, stabil. Seit 1995 mißt die Bundesregierung alle fünf Jahre, wie stark die deutsche Sprache weltweit nachgefragt wird. Dabei nimmt die Untersuchung Schulen, Hochschulen und die Erwachsenenbildung in den Blick.

Von ursprünglich rund 20 Millionen Deutschlernern ist die Zahl mittlerweile auf 15 Millionen gesunken. Den stärksten Einbruch gab es dabei zwischen 2000 und 2005, als sich der Verzicht der Bundesregierung auf eine vernünftige Sprachpolitik zu rächen begann. Von dem Absturz hat sich die deutsche Sprache noch nicht erholt, obwohl verschiedene Maßnahmen eingeleitet wurden, um dem Niedergang entgegenzuwirken. „Sprachförderung ist ein besonders nachhaltiges außenpolitisches Instrument“, hat Staatsministerin Maria Böhmer mittlerweile erkannt.

Frankreich will die Deutschklassen abschaffen

In Ostmitteleuropa und in Rußland, wo das Deutsche bis 1990 eine Stellung hatte, hat man jedoch dem Englischen weitgehend das Feld überlassen. So sank in Rußland allein in den vergangenen fünf Jahren die Zahl der Deutschlerner von 2,3 auf 1,5 Millionen. Der sprachlichen Entfremdung folgt die außenpolitische. Des weiteren liegt die Auslandsgermanistik liegt in den letzten Zügen. Kaum einer will noch Germanistik studieren; kein Wunder, wenn man bedenkt, wie gleichgültig hierzulande viele Germanisten der Entwicklung ihres Forschungsgegenstands gegenüberstehen.

Indien gilt hingegen als Vorzeigeland. 107.000 Schüler lernen dort Deutsch, 2010 waren es noch 18.550 gewesen. Doch dieser Erfolg wackelt bereits wieder. Im Oktober des vergangenen Jahres entschied die indische Regierung, das entsprechende Abkommen mit dem Goethe-Institut nicht zu verlängern. Und auch in Frankreich plant die Bildungsministerin, ab 2016 die beliebten Deutschklassen abzuschaffen.

Tröstlich sind wiederum Meldungen aus Brasilien, daß dort die Zahl der Deutschlerner binnen fünf Jahren um 30 Prozent gestiegen ist, und die Regierung das weiter unterstützen will. Hier spielen vor allem wirtschaftliche Gründe eine Rolle.

Deutsche Welle sendet auf Englisch

Deutsch als Weltsprache zu erhalten, wird anstrengend bleiben. Dazu gehört auch, die Hausaufgaben in Deutschland zu erledigen. Es muß Sinn ergeben, Deutsch zu lernen. Einerseits wirbt die Bundesregierung mit dem Argument, Deutschland sei ein internationaler Hochschulstandort, andererseits wird jedoch an immer mehr deutschen Hochschulen die deutsche Sprache in Forschung und Lehre durch Englisch ersetzt.

Zudem läßt die Bundesregierung es zu, daß die Deutsche Welle fast nur noch auf englisch sendet. Solche offensichtlichen Widersprüche werden sicher nicht mehr Menschen dazu bringen, die Sprache der Denker zu lernen. Wir brauchen daher nicht nur einzelne Leuchtturmländer, sondern eine breit angelegte Politik für Deutsch als Fremdsprache.

Vietnamesinnen lernen Deutsch: Die SPrache ist unter Druck Foto: dpa
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