Was passiert, wenn einer eine Auszeichnung für sein Engagement erhält, aber dummerweise das falsche Parteibuch hat? Genau: Dann muß ihm der Preis wieder weggenommen werden. Denn es kann ja nicht sein, was nicht sein darf: Daß einer, den man mit viel Hingabe zum „Bösen“ stempeln möchte, etwas Gutes tut.
Diese Erfahrung macht gerade Werner Zollt, Kreisvorsitzender der Republikaner im Landkreis Karlsruhe in Baden-Württemberg. Weil er seit vielen Jahren türkischen Kindern zweimal in der Woche Nachhilfestunden gibt und deren Eltern bei Elternabenden an der Schule unterstützt, erhielt er den mit 200 Euro dotierten Sonderpreis des „Kreisintegrationspreises“ zuerkannt.
„Schlag ins Gesicht“
Das wurmte die amtliche Integrationsindustrie, vor allem einen „Dialog“-Verein, der bei der diesjährigen Preisverleihungsrunde bis auf eine öffentliche Belobigung leer ausgegangen war. Dessen Vorsitzende, eine frühere CDU-Stadträtin namens Ebru Baz-Karasu, giftete den preisverleihenden Landrat an, was ihm denn einfalle, so jemanden auszuzeichnen. Ein „Schlag ins Gesicht“ sei das „für alle, die sich für Integration und Flüchtlinge einsetzen“. Womit sie wohl vor allem sich selber meint.
Wo kommen wir da auch hin, wenn einer einfach der Integrationslobby den Alleinbevormundungsanspruch für ihre Klientel streitig macht? Noch dazu einer, der in der Vergangenheit die ob ihrer Eskapaden mit der Ex-Partei verkrachte Integrationsfunktionärin Ebru Baz-Karasu und die mitunter seltsamen Aktivitäten ihres Vereins immer wieder mal scharf kritisiert hat.
Bitterlich beschwerte sich die streitfreudige Türkin auf der Facebook-Seite der örtlichen CDU, daß sogar deren Vorsitzender als Kreisrat und Jury-Mitglied gegen sie als Preisträgerin gestimmt und Zollt vorgezogen habe.
Ha! Erwischt!
Als durchsichtiger persönlich motivierter Angriff hätte die Provinzposse damit ihr Ende haben und der Landrat, wie anfangs noch bekundet, zu seiner Preisvergabe stehen können, wenn, ja wenn nicht die Medien die Sache mit politkorrektem Tremolo zum Skandälchen aufgebauscht hätten.
Nun brauchte der Karlsruher Landrat – wir merken uns den Namen Dr. Christoph Schnaudigel als besonders schneidiges Exemplar von „Zivilcourage“ – dringend einen Vorwand, um zeitgeistkonform und medienkompatibel umfallen zu können. Weil die Ausrede, man habe ja gar nicht gewußt, wen man da geehrt habe, sowieso keiner geglaubt hätte – der rührige Republikaner-Kreisvorsitzende saß schließlich lange selbst im Kreistag –, grub man ein von Zollt verantwortlich gezeichnetes altes Flugblatt aus, in dem „Politik zuerst für unsere ethnischen Bewohner und dann für Asylanten“ gefordert wird. Ha! Erwischt! „Hetze“ gegen „Flüchtlinge“! Autobahn!
Uff, das war knapp. Aufatmend läßt der unter Druck geratene Landrat melden, man werde Werner Zollt den Integrationspreis wieder „aberkennen“. Dann wäre die schöne korrekte Schwarz-Weiß-Welt ja wieder in Ordnung, in der es nicht darauf ankommt, was einer tut, sondern ob er auch durch den Gesinnungs-TÜV kommt.
Komplexbeladene Arroganz
Nur Werner Zollt spielt immer noch nicht mit und denkt gar nicht daran, den Preis zurückzugeben. Dem Landrat droht er mit gerichtlichen Schritten, weil die Aberkennung weder eine Rechtsgrundlage habe noch der Landrat selbst zu dem Schritt legitimiert sei, und die Begründung eh fadenscheinig wäre.
Vom Preisgeld hat er – „beim Chinesen“, wie er süffisant wissen läßt – sowieso schon längst seine türkischen Nachhilfeschüler und deren Eltern zum Essen eingeladen. Die haben offenbar weniger Berührungsängste mit Andersdenkenden als die patentdemokratischen Integrationsindustriellen und ihrer politmediale Sykophantenschar, die mit dieser skurrilen Inszenierung mal wieder ein Paradestück bornierter Vorurteilsgläubigkeit und komplexbeladener Arroganz abgeliefert haben.