Immer mehr Personen aus Deutschland schließen sich der islamistischen Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) an. Rund 550 Männer und Frauen seien bisher von Deutschland nach Syrien oder in den Irak gereist, sagte der Präsident des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen im Interview mit der Welt am Sonntag. Etwa 60 von ihnen seien an der Seite islamischer Extremisten getötet worden, mindestens neun davon bei Selbstmordanschlägen. „Das ist ein trauriger Erfolg für die islamistische Propaganda“, betonte Maaßen.
Bislang 180 Rückkehrer
Nach seinen Worten sind bisher etwa 180 Deutsche aus den Kampfgebieten des IS zurückgekehrt. Bei ihnen werde geprüft, wie man sie am besten kontrollieren könne. Seine Behörde verfüge allerdings nicht über die Kapazitäten, um alle Rückkehrer zu überwachen: „Mit Blick auf unsere endlichen Ressourcen und die Tatsache, daß wir diese Menschen nicht rund um die Uhr bewachen können, müssen wir mit Augenmaß vorgehen.“
Dem Verfassungsschutzchef zufolge ist auch Deutschland ein potentielles Angriffsziel für die Terrororganisation: „Wir sitzen in einem Boot mit den USA, Großbritannien, Frankreich und allen anderen westlichen Staaten.“ Die Situation sei besorgniserregend. Grund zur Angst gebe es aber nicht: „Man muß einfach wissen: Es besteht eine gewisse Gefahr.“
IS gilt als Erfolgsmodell
Unter den deutschen Anhängern des islamistischen Terrors macht Maaßen eine große Rivalität zwischen dem IS und dem Terrornetzwerk al-Qaida aus. Mittlerweile sei aber zu beobachten, daß eine deutliche Mehrheit auf seiten des IS stehe: „Das liegt auch am brutalen Handeln der Organisation. Viele denken: Der IS ist ein Erfolgsmodell.“
Der IS hat bislang rund eine halbe Million Christen, Jesiden und gemäßigte Muslime aus dem Norden Iraks vertrieben und dort wie auch in Syrien ein „Kalifat“ ausgerufen. In dem „Gottesstaat“ setzen die Extremisten das islamische Religionsgesetz, die Scharia, durch. Es kommt regelmäßig zu Vergewaltigungen und Enthauptungen. Ziel ist ein weltweiter Islamischer Staat. (idea/ho)