FRANKFURT. Der Bundesvorstand der Alternative für Deutschland hat den hessischen Landesvorsitzenden Volker Bartz seines Amtes enthoben. Die Parteiführung um Bernd Lucke warf ihm „schwerwiegende Parteischädigung“ vor. Zudem beantragte der Vorstand auch einen Parteiausschluß gegen den hessischen AfD-Sprecher.
Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT übte Bartz nun heftige Kritik an diesem Vorgehen und sprach von „undemokratischen Methoden“. Er werde rechtliche Schritte gegen den Bundesvorstand einleiten. Dieser sei derzeit auch gar nicht beschlußfähig, kritisierte Bartz. Er deutete an, es habe bei der Hessen-AfD Unregelmäßigkeiten beim Umgang mit Mitgliedsbeiträgen gegeben. Wie die JF aus Parteikreisen erfahren hat, will Bartz dennoch in den kommenden Tagen seinen Rücktritt ankündigen.
Das Klima ist vergiftet
Der hessische Landesverband gilt seit Monaten als zerstritten. Bartz war erst Mitte Dezember zum Landessprecher gewählt worden. Doch bereits nach wenigen Tagen kam es innerhalb des Landesvorstands zu Verwerfungen. So erreichte Bartz auch eine der JF vorliegende E-Mail eines Vorstandskollegen, in der es heißt: „Ich entnehme Ihren Mails, daß Sie an der morgigen Sitzung teilnehmen wollen. Seien Sie gewiß, daß ich einen Antrag stellen werde, der das verhindern wird. Sie glauben doch nicht ernsthaft, daß auch nur ein einziges Vorstandsmitglied mit Ihnen auch nur eine Sekunde zusammenarbeiten will.“
Bereits an den Weihnachtsfeiertagen hatte AfD-Parteichef Bernd Lucke deswegen den Druck auf Bartz erhöht und ihm den Rücktritt nahegelegt. Grund waren Gerüchte, Bartz trage seinen Doktor- sowie seinen Professorentitel zu unrecht. Eine Frist, Nachweise für seine Titel zu erbringen, soll er ignoriert haben. Lucke sagte daraufhin: „Wenn Herr Bartz bei seiner Haltung bleibt, wird der Bundesvorstand eine Parteiordnungmaßnahme verhängen, und vermutlich wird es auf dem Landesparteitag einen Abwahlantrag geben.“
Gerüchte um Unregelmäßigkeiten in der Parteikasse
Kurz zuvor war Landesschatzmeister Peter Ziemann wegen eines umstrittenen Facebook-Eintrags seines Postens enthoben worden. Auf Facebook hatte er geschrieben: „Mir sind nationale Korruption und Mafiosi lieber – bei denen weiß man zumindest, woran man ist – als die internationalen Mafiosi, die unter dem Deckmantel von Demokratie, Humanismus und Multikulti die Menschheit in einem öko-faschistischen Gefängnisplaneten versklaven wollen.“
Bartz hingegen vermutet, daß es in Wahrheit um andere Dinge geht. So habe Ziemann als Landesschatzmeister angeblich Unregelmäßigkeiten in der Buchführung festgestellt, die dazu führen könnten, daß der AfD möglicherweise die Erstattung der Wahlkampfkosten verweigert werden könnte. (ho)