BERLIN. Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Thomas Strobl hat sich gegen den Vorschlag der CSU ausgesprochen, nachdem Einwanderer auch zu Hause deutsch sprechen sollen. „Mein Verständnis von christdemokratischer Politik ist, daß wir uns zu dem, was in den vier Wänden einer Familie passiert, in äußerster Zurückhaltung üben“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Privat müsse auch privat bleiben.
Der CSU-Vorstand will am Montag einen Leitantrag zum Thema Einwanderung und Integration beschließen. In diesem heißt es an einer Stelle: „Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen.“
Seehofer will Passage nochmals prüfen
Die Forderung nach einer Deutschpflicht für Einwanderer war von Medien und Politik scharf kritisiert worden. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi bezeichnete die Vorstoß gegenüber der Bild-Zeitung als „komplett bescheuerten Vorschlag“. Es gehen den Staat nichts an, welche Sprache zu Hause gesprochen werde.
Der innenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Volker Beck, nannte die Forderung der CSU „übergriffig, respektlos und reine Stimmungsmache“. Wer die Auslöschung der kulturellen Identität von Einwanderern zum Ziel der Integration erkläre, schade der Integrationspolitik.
Am Wochenende reagierte CSU-Chef Horst Seehofer auf die Kritik und kündigte gegenüber dem Münchner Merkur an, sich die umstrittene Passage nochmals ansehen zu wollen. Seine Vorgabe sei eine „integrationsfreundliche Politik“ der CSU. (krk)