BERLIN. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, hat den Islamverbänden vorgeworfen, zuwenig gegen Antisemitismus zu unternehmen. „Sie versprechen es, aber konkrete Schritte muß man mit der Lupe suchen“, sagte Graumann der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Seit Wochen habe es keinen Kontakt mehr zu Vertretern islamischer Verbände gegeben, kritisierte der 63jährige. Hintergrund der Äußerungen waren mehrere antisemitische Vorfälle bei Pro-Palästina-Demonstrationen in Deutschland. So wurde in Berlin unter anderem „Jude, Jude, feiges Schwein“ skandiert. Zudem sollen arabische Jugendliche einen Anschlag auf eine Synagoge in Essen geplant haben.
Der Zentralrat der Muslime wies die Vorwürfe zurück. Die Gemeinden setzten sich im Austausch mit Jugendlichen bereits jetzt mit antisemitischen Tendenzen auseinander, betonte der Vorsitzende Aiman Mazyek. Allerdings dürften die Moslems bei dem Thema nicht allein gelassen werden. Grundsätzlich sei der Islam „strukturell antirassistisch“. Es müsse laut Mazyek jedoch eine klare Unterscheidung zwischen Kritik an der israelischen Politik und dem Antisemitismus getroffen werden. (ho)