DÜSSELDORF. Der ehemalige nordrhein-westfälische Verfassungsrichter Michael Bertrams hat vor der sich ausbreitenden Scharia-Justiz in Deutschland gewarnt. „Die Anwendung der Scharia insbesondere in familienrechtlichen Streitigkeiten und im Strafrecht führt zu einer inakzeptablen Selbstjustiz, bei der Friedensrichter ‘von Gottes Gnaden’ die Gebote Allahs an die Stelle des staatlichen Rechts setzen“, sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Hintergrund ist der in dieser Woche stattfindende Deutsche Juristentag in Hannover, der sich mit der Frage nach der Anwendbarkeit des islamischen Rechts in der Bundesrepublik beschäftigt. Bertrams warnte deswegen vor einer Benachteiligung der Frauen. „Hier werden letztlich patriarchale Muster zementiert und damit ein Menschenbild, das mit unseren Wertvorstellungen nicht vereinbar ist.“
Bertrams war von 1994 bis 2013 beim Verfassungsgerichtshof und beim Oberverwaltungsgericht des Landes Nordrhein-Westfalen. Während seiner Amtszeit hatte er sich mehrfach kritisch über den Islam geäußert. 2009 sprach er sich gegen die Gleichstellung von islamischen Gemeinden und Kirchen aus. Viele islamische Gruppen ständen „in offenem Widerspruch zu elementaren Grundwerten unserer Verfassung“, begründete Bertrams seine Ansicht. (ho)