STUTTGART. Der Thienemann-Verlag hat sein Vorhaben, den Kinderbuch-Klassiker „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler politisch korrekt zu überarbeiten, verteidigt. Man wolle das Buch „modernisieren, und zwar bezüglich veralteter und politisch nicht mehr korrekter Begrifflichkeiten“, hieß es in einer Stellungnahme des Verlags.
Die Modernisierung erfolge im Einverständnis mit der Familie Preußler. Konkret gehe es um Begriffe wie „Negerlein“ oder „Chinesenmädchen“. „Neger“ solle beispielsweise ersatzlos gestrichen werden. Es sei notwendig, Bücher dem sprachlichen und politischen Wandel anzupassen, begründet der Verleger Klaus Willberg die Entscheidung gegenüber der taz.
Vorrausgegangen war ein Beschwerdebrief von Mekonnen Mesghena, der in der Heinrich-Böll-Stiftung das Referat „Migration & Diversity“ leitet. Dieser hatte sich laut taz durch Wörter wie „Negerlein“, „Chinesenmädchen“ oder „Türken“ vor den Kopf gestoßen gefühlt als er das Buch seiner Tochter vorlas.
Endfassung steht noch nicht fest
Die Ankündigung des Verlags, Preußlers Klassiker sprachlich zu modernisieren, stieß jedoch nicht ausschließlich auf Zustimmung. Eine Sprecherin des Verlags sagte gegenüber der JUNGEN FREIHEIT, es seien zahlreiche Emails eingetroffen, in denen die Verfasser ihrem Ärger über die Entscheidung Luft gemacht hätten. Die Mails müßten zum überwiegenden Teil als Beschimpfungen qualifiziert werden. Dem Verlag werde Zensur vorgeworfen.
Die erneuerte Ausgabe von „Die kleine Hexe“ soll im Juli erscheinen. Die genaue Endfassung stehe aber noch nicht fest, betonte die Sprecherin. Es gehe dabei auch nicht nur darum, den Text politisch korrekt anzupassen, sondern insgesamt um eine sprachliche Modernisierung. Mit Formulierungen wie beispielsweise „Stiefel wichsen“ könnten Kinder heutzutage häufig einfach nichts mehr anfangen. (krk)