BERLIN. Die scheidende Familienministerin Kristina Schröder (CDU) hat in der Debatte um häusliche Kinderbetreuung zu mehr Ehrlichkeit aufgerufen. Frauen falle die berufsbedingte Trennung vom Kind weit schwerer als Männern, sagte sie dem Spiegel. „Während der Schwangerschaft, der Geburt und der Stillzeit entsteht begreiflicherweise ein besonderes Näheverhältnis oder Näheverlangen zwischen Mutter und Kind“, sagte sie. Es gebe einfach „bestimmte Unterschiede in den Präferenzen zwischen den Geschlechtern“, die nicht veränderbar seien.
Bereits vor einigen Monaten hatte Schröder angekündigt, in der neuen Legislaturperiode nicht mehr als Ministerin zur Verfügung zu stehen, um mehr Zeit mit ihrer Tochter verbringen zu können. „Ich habe viele schöne Momente mit meiner Tochter verpaßt. Oft hatte ich das Gefühl, zu wenig Zeit mit der Kleinen zu haben. Künftig möchte ich mehr von meiner Familie haben.“
„Urmenschliches Bedürfnis, Zeit füreinaner zu haben“
Es sei daher falsch, wenn die Politik jungen Eltern einrede, spätestes ein Jahr nach der Geburt eines Kindes „beruflich konstant Vollgas geben zu müssen, und eine durchgehende Vollzeit-Erwerbstätigkeit als Norm vorgibt“, kritisierte die Ministerin. „Es ist ein urmenschliches Bedürfnis, in intensiven Familienphasen Zeit füreinander zu haben.“
Bezogen auf ihre eigene familiäre Situation sagte sie: „Ich kann in meinem Leben noch viel erleben, vieles auch nachholen, aber diese besonderen Stunden mit meiner Tochter kommen nie wieder.“ Scharf wandte sich Schröder gegen die Diffamierung von Müttern, die sich entscheiden, für ihr Kind eine Auszeit vom Beruf zu nehmen. „Offensichtlich tragen Frauen, die beruflich auch nur etwas kürzertreten, in Deutschland gleich den Heimchen-am-Herd-Stempel auf der Stirn.“ (tb)